Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5027

Martha Jungwirth*

(Wien 1940)

„o.T.“
2018
Mischtechnik auf Papier auf Leinwand; ungerahmt
90,5 x 140,5 cm
Signiert und datiert links unten: Martha Jungwirth 2018

Provenienz

Privatbesitz, Schweiz

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Martha Jungwirth nimmt mit ihren poetisch-abstrakten Aquarellen und Ölbildern, ihrem gestisch-malerischen Stil in der österreichischen Malerei eine singuläre Position ein. Sie gilt als eine der wichtigsten KünstlerInnen der Generation zwischen den Wiener Aktionisten und Franz West. In ihrem Stil verbindet Jungwirth Kraft und Konzentration mit Überschwang und Emotion und entwickelt so eine ganz eigene Formensprache zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Ihre Impulse erhält sie einerseits aus ihrem Körper aber auch aus Beobachtungen bzw. der genauen Wahrnehmung der Welt um sie herum.

In ihrer Arbeit richtet sie sich nach keinem bestimmten Konzept, vielmehr offenbaren sich ihr die Kompositionen während des Malprozesses, dessen Produkte stets zwischen Zufall und Absicht angesiedelt sind. Bevorzugt verwendet sie Aquarellfarben, mittlerweile vermehrt auch Öl. In kräftigen Tönen, vor allem Rot und Violettönen in allen Abstufungen, malt sie Flecken und Verdichtungen, oft mit Leerstellen ringsum, die sie in gestischen Bewegungen auf den Malgrund aufträgt. Gerne verwendet sie dabei gebrauchte Materialien wie Pappe, benutztes Papier, Bilderrückseiten oder alte Stadtpläne: Oberflächen, die bereits eine Geschichte haben oder suggerieren. Dabei wird nichts geschönt. Ihre wichtigste Grundvoraussetzung dabei: Nicht denken beim Malen.

„Freiraum ist mir sehr wichtig. Der Kern meiner Arbeit liegt darin, „kann der Betrachter die Energie lesen, die ich in dieses Bild gesteckt habe“. Da ich also aufhöre zu arbeiten, solange der Betrachter meine Energie lesen kann, gibt es in jeder Arbeit einen Unterschied im Anteil der Leerstelle. Die hier erwähnte „Energie“ bedeutet jedoch nicht „Stärke“, an die wir allgemein denken, sondern es ist ein Wort, um meine Mobilität in der Arbeit auszudrücken. Der Grund, warum ich meine Arbeit mit einem Seismometer vergleiche, ist auch, dass ich lesen kann, wie viel und wo die Energie war, während ich durch die Arbeit zeichne.“ (Jungmi Lee: Interview mit Martha Jungwirth in der koreanischen Vogue, https://www.vogue.co.kr, abgerufen am 8.5.2023)

(Ina Waldstein)