Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

22. Juni 2023, 14:00 Uhr

4048

Ernst Ludwig Kirchner

(Aschaffenburg 1880 - 1938 Frauenkirch bei Davos)

„Frauenkopf (Frau Dr. Ludwig Binswanger)“
um 1917
Bleistift auf Papier; gerahmt
21 x 15,2 cm
Rückseitig mit dem Nachlass-Stempel und der Bezeichnung "B Be/Ba 40" in Tinte sowie mit den Nummerierungen "K 2253" und "C 2763" in Bleistift und in Tusche

Provenienz

Kirchner-Nachlass (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946, Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer 1954);
Schweizer Privatsammlung

Das Werk ist im Archiv des Gesamtwerkes von E. L. Kirchner dokumentiert. Echtheitsbestätigung von Dr. Wolfgang Henze, Verwalter Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach, den 4. Mai 2022, liegt bei.

Schätzpreis: € 9.000 - 18.000
Auktion ist beendet.

Dr. Ludwig Binswanger war Chefarzt des Sanatoriums Bellevue, in dem sich Kirchner 1917/18 aufgehalten hat.

Die Bedeutung der Zeichnung im Werk von Ernst Ludwig Kirchner ist in zahlreichen Texten und Ausstellungen – auch monographisch dieser Technik und Disziplin gewidmeten – dar- und herausgestellt worden, nicht zuletzt durch Kirchners eigene Schriften, teilweise unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle. Kirchners Zeichnung ist in Bezug auf Qualität, Quantität, Vielfalt und Bedeutung singulär in der Geschichte dieser Technik der Kunst, mit keinem anderen zeichnerischen Werk vergleichbar. Mehr als 20.000 von Kirchner geschaffene Zeichnungen sind erhalten. Sie entstanden von 1905 bis 1938, einige wenige zuvor. Sie gehören zu den Meisterwerken in der Gesamtgeschichte der Zeichnung.

Charakteristisch ist in diesen Werken die auf die Konturen reduzierte klare Linienführung, selten gewischt oder laviert, die kaum Volumina entstehen lässt. Ein stark auf das Wesentliche reduzierter Darstellungsmodus, der eine besonders rasche Arbeitsweise ermöglichte. Diesen hatte sich Kirchner während der gemeinsamen Jahre der Künstlergruppe „Brücke“ in den sogenannten „Viertelstundenakten“ zu eigen gemacht. Dabei durften die Modelle nicht länger als 15 Minuten in einer bestimmten Position verharren und das Gesehene musste in eben dieser Zeit von den Künstlern auf Papier festgehalten werden. Dies führte dazu, dass Korrekturen, wie etwa radieren, nicht möglich waren: wenn er sich geirrt hatte, dann überzeichnete er, sodass die Korrektur in der Darstellung sichtbar blieb.