Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

22. Juni 2023, 14:00 Uhr

4010

Henri Lebasque

(Champigné 1865 - 1937 Le Cannet)

„Jeune femme assise dans l'herbe“
um 1906-10
Öl auf Leinwand; gerahmt
38 x 46 cm
Signiert rechts unten: H. Lebasque
Rückseitig auf altem Etikett auf Keilrahmen bezeichnet: No 22807 Jeune femme assise dans l'herbe
Altes Ausstellungsetikett, Nantes, rückseitig am Keilrahmen

Provenienz

in den 1980er Jahren bei Galerie Salis, Salzburg, erworben;
österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Meistbot: € 70.000
Auktion ist beendet.

Nach seinem Studium in Paris und Lehrjahren bei Léon Bonnat, denen regelmäßige Ausstellungsbeteiligungen in der Künstlervereinigung und den Pariser Salons folgen, lernt Henri Lebasque in den 1990er Jahren die Neo-Impressionisten Pissaro, Signac und Seurat kennen, die großen Einfluss auf seine Technik und den Einsatz seiner Farben nehmen. 1893 probiert er sich im Pointillismus. Er pflegt intensiven Kontakt mit jungen Kollegen, vor allem mit Vuillard und Pierre Bonnard. Henri Matisse wird zu einem engen Freund, mit dem er 1903 zusammen den Salon d'Automne gründet. 1912 stellt in diesem Salon eine Gruppe aus, die später auf Grund ihres wilden Stils als "Les Fauves" bekannt wird. Dieser ist geprägt von reinen, intensiven Farben und vereinfachten, flachen Formen. Lebasque übernimmt eine ähnliche Flächigkeit, die bei ihm aber subtiler wirkt. Regelmäßig malt er in der Normandie und in der Bretagne, in den Sommermonaten hält er sich gerne in Saint Tropez an der Côte d'Azur auf, oft mit seinem Freund Pierre Bonnard zusammen. 1924 zieht Lebasque nach Le Cannet an die Riviera, wo er sich mit Bonnard ein Modell teilt. 1937 stirbt er ebenda.

Der Umzug nach Südfrankreich wirkte sich fundamental auf Lebasques Arbeit aus: Die Lichter und Farben in seinen Bildern werden heller und spiegeln die warmen, fröhlichen Töne Südfrankreichs wider. Wie seine großen Vorbilder konzentriert er sich auf die Komplementierung seiner Farbpalette und die Darstellung von Licht und Schatten. Lebasques Werke zeugen von einer tiefen Liebe zur Schönheit und Lebensfreude, sie verströmen Ruhe, Leichtigkeit und Optimismus.

So sitzt die junge Frau aus unserem Bild in einem flirrenden Teppich aus Farbe und Licht, die Töne ihrer Haut finden sich in der sie umgebenden Wiese wieder, die sie gleichsam wie ein Meer aus Blüten und Lichtreflexionen umwogt. Es ist ein stiller, intimer Moment, der jedoch von einem wahren Farbrausch unterlegt ist und den Blick des Betrachters fesselt.

Die Freude Lebasques an Farben und Formen ist evident, nicht umsonst wird er bereits zeitlebens als „Maler der Freude und des Lichtes“ bezeichnet.
(Ina Waldstein)