Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

20. Juni 2023, 14:00 Uhr

2034

Francesco Solimena

(Canale di Serino 1657 - 1747 Barra)

„Christus auf dem kalten Stein“
um 1696
Öl auf Leinwand; gerahmt
105,5 x 78,5 cm
Rückseitig bezeichnet (z.T. undeutlich): Original del= / S(an) Abado:Fran (cesco)= / Solimena= / Ano 1696 / D:A:G:J:

Provenienz

Privatsammlung, Wien

Wir danken Prof. Nicola Spinosa, Neapel, für die Bestätigung des Gemäldes als Werk von Francesco Solimena (anhand von professionellen Fotos).

Schätzpreis: € 8.000 - 15.000
Ergebnis: € 24.320 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Thema „Christus auf dem kalten Stein“ stellt den sitzenden Jesus in sich versunken sein Schicksal erwartend dar. Im vorliegenden Gemälde zeigt Francesco Solimena eine herausragende, besonders eindringliche Interpretation. Entgegen der meisten frühen Darstellungen legt der Künstler ein besonderes Augenmerk auf die innere Kontemplation des Messias; so ist Christus auch nicht mit Dornenkrone, sondern bereits mit einem Heiligenschein dargestellt. Ein Verweis auf die vorangehenden Leidenswerkzeuge findet sich dennoch gekonnt in der rechten unteren Ecke: neben den Fesseln sind blutbefleckte Dornenäste zu erkennen. Ebenfalls am rechten Rand wird im leuchtend roten Vorhang auch auf den Verursacher des Leids verwiesen: SPQ(R) – sinnbildlich für die römische Herrschaft und deren Statthalter der Provinz Judäa, Pontius Pilatus. Typisch für Solimena sind die sinnlich-kunstfertigen, komplexen Ikonographie-Bezüge: Zwischen Vorhang und Leidenswerkzeugen ist ein Schild mit dem archaischen Gorgonenhaupt erkennbar, welches Christus direkt anblickt und damit einen weiteren Bezug zum Stein nimmt – denn schließlich sollte in der antiken Mythologie jeder, der die Medusa erblickt, selbst zu Stein werden.
Von der eigenen tiefen Verbundenheit zu Gott zeugt neben seinen ergreifenden Kunstwerken auch der Umstand, dass sich Francesco Solimena selbst bereits in jungen Jahren in klerikalem Gewand kleidete. Der Überlieferung nach erhielt er deshalb auch den Beinamen „Abate Ciccio“, auf den wohl auch die rückseitige Bezeichnung des vorliegenden Gemäldes verweist.