Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

20. Juni 2023, 14:00 Uhr

2011

Jan Brueghel der Jüngere

(Antwerpen 1601 - 1678 Antwerpen)

„Allegorie des Winters (Jäger im Schnee)“
Ende der 1620er Jahre
Öl auf Kupfer; gerahmt
20,5 x 27,8 cm

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 8. Mai 2023, liegt bei.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 153.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Von einem erhöhten Standpunkt aus blickt der Betrachter auf eine stimmungsvolle Winterlandschaft. Eine gewundene Baumreihe führt in eine optisch geteilte Landschaft und suggeriert eine überzeugend perspektivische Tiefenwirkung. Jäger mit ihrer Hundemeute ziehen von links ins Bild, vorbei an Wirtsleuten, die ein Feuer schüren. Im rechten Bildhintergrund führt die Landschaft detailreich über kleine Dörfer und schneeverwehte Eisflächen in die Tiefe bis zu einer Bergkette an der rechten oberen Ecke, an deren Fuß eine Burg steht. In der Ferne erstrecken sich typische Wolkenbänke, die Aussicht auf weiteren Schneefall versprechen. Hinter einer Wassermühle am rechten Vordergrund findet das winterliche Vergnügen der Dorfbevölkerung statt: auf der Eisfläche tummeln sich zahlreiche Schlittschuhläufer, Kinder werden mit Schlitten gezogen, Spiele werden gespielt.
Das großformatige Vorbild „Jäger im Schnee" (KHM Wien, Inv.-Nr. Gemäldegalerie, 1838) wurde 1565 von Pieter Bruegel dem Älteren (um 1525/30- 1569), Großvater Jans des Jüngeren, als Teil eines Jahreszeitenzyklus gefertigt und zählt zu den wichtigsten Werken der flämischen Malerei des 16. Jahrhunderts.
Dennoch findet Jan im vorliegenden Gemälde seine eigene, sich emanzipierende Bildsprache. Während die Jäger im Bild des Großvaters scheinbar niedergeschlagen von der erfolgslosen Jagd im Tiefschnee herbeistapfen und im Bildvordergrund die Schneelast einen Brombeerstrauch niederdrückt, ist dieses fast bedrückende Gefühl der Eiseskälte in der Komposition des Enkels aufgelockert und reduziert. Obwohl auch hier die Ausbeute mager ausgefallen ist, kommen der Gruppe zwei Kameraden entgegen, die ihr Jagdglück versuchen. Die Farben Weiß und zartes Blau-Grau dominieren. Rote Farbakzente und gelbe Farbtupfer beleben die Schneelandschaft und stehen im Gegensatz zu der etwas härter und kälter wirkenden Malweise Pieter Brueghels und der betont reduzierten Farbabfolge.
Der Maler schafft in unserem Gemälde eine bezaubernde Winterlandschaft im Kabinettbild-Format, in welcher das Atmosphärische, besonders Stimmungsvolle überzeugt. „Diese Winterlandschaft in der Nachfolge des Großvaters ist nicht etwa eine Kopie, sondern eine kompositionelle Weiterentwicklung aus der Zeit kurz vor 1630“ (vgl. Gutachten Dr. Ertz)