Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

20. Juni 2023, 14:00 Uhr

2041

Martin von Molitor

(Wien 1759 - 1812 Wien)

„Aulandschaft mit Hirte und weidenden Tieren“
1806
Öl auf Leinwand; gerahmt
71,5 x 94,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: Molitor / (1)806

Provenienz

wohl Sammlung Johann Adam Bernhard Ritter von Bartsch (1757-1821);
im Besitz von dessen Sohn, Josef Adam Ritter von Bartsch (1798-1873);
nach dessen Tod an seine Ehefrau Anna Ferdinande Edle von Bartsch, geb. Bühler (1815-1909);
nach deren Tod an ihre Großnichte;
seither durch Erbschaft in Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 19.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Adam von Bartsch (Johann Adam Bernhard Ritter von Bartsch, 1757-1821) gilt heute als Begründer der systematisch-kritischen Graphikwissenschaft. Sein zwischen 1803-1821 umfangreich und detailgenau in 21 Bänden zusammengetragenes Verzeichnis „Le Peintre Graveur“ ist bis heute das Standardwerk zur Druckgrafik Alter Meister vom 15.-18. Jahrhundert. Ab 1791 zum Kustos der kaiserlichen Graphiksammlung ernannt, war er auch Berater der bedeutendsten Sammler, wie Albert von Sachsen-Teschen, dem Begründer der Albertina. Selbst unter Jacob Schmutzer (1733-1811) an der Wiener Akademie ausgebildet, war er jedoch auch zeitlebens als Kupferstecher aktiv und unterhielt enge Freundschaften zu zeitgenössischen Künstlern – u.a. eben Franz Rechberger (1771-1841) und Martin von Molitor (1759-1812), von denen er zahlreiche Entwürfe im Medium des Kupferstichs umsetzte (vgl. Rudolf Rieger: Adam von Bartsch (1757-1821). Leben und Werk des Wiener Kunsthistorikers und Kupferstechers unter besonderer Berücksichtigung seiner Graphik nach Handzeichnungen. Petersberg 2014, Bd. 1, S. 72ff.).
Auch sein Sohn Josef Adam Ritter von Bartsch (1798-1873) setzte die Bestrebungen des Vaters fort. Er war ab 1814 an der kaiserlichen Hofbibliothek angestellt und ab 1827 Kustos der Kupferstichsammlung. Unterhielt der Vater eine besondere Freundschaft zum gleichaltrigen Martin von Molitor, verband Josef Adam von Bartsch eine enge persönliche und künstlerische Beziehung zum jüngeren Franz Rechberger, der 1822-27 Leiter und 1827-1841 erster Direktor der Albertina nach dem Tod von deren Gründer war. Als Künstler ist Rechberger heute vor allem als Zeichner und Stecher bekannt. Vorliegendes signiertes und 1792 datiertes Werk entstammt wohl seiner Ausbildungszeit an der Wiener Akademie (ca. 1785-95), und ist damit eines seiner selten dokumentierten Ölgemälde.
Zu der privaten Kunstsammlung Adam von Bartsch‘ ist bislang nur wenig bekannt. Überliefert sind jedoch u.a. vier Zeichnungen von Molitor, die posthum aus seinem Besitz in die kaiserliche Hofbibliothek kamen (vgl. Rieger 2014., S. 83f.). Die drei vorliegenden, in Familienbesitz bewahrten Gemälde sind also weitere eindrucksvolle Zeugnisse vom Übergang der österreichischen Landschaftsmalerei vom Barock über den Klassizismus, geprägt von dem maßgeblich führenden Professor an der Wiener Akademie, Johann Christian Brand (1722-1795). Sie verweisen jedoch auch schon auf die Entwicklung hin zum Biedermeier – schließlich war auch der Maler, Zeichner und Stecher Jacob Gauermann (1773-1843), der Vater und Förderer Friedrich Gauermanns (1807-1862), ein eng verbundener Künstlerfreund im Kreis um Rechberger, Molitor und der Familie Bartsch.