Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

20. Juni 2023, 16:00 Uhr

2700

Emil Jakob Schindler

(Wien 1842 - 1892 Westerland)

„Die Donau in der Wachau (bei Weißenkirchen)“
1879/80
Öl auf Holz; gerahmt
28 x 44 cm
Signiert rechts unten: Schindler

Provenienz

C.J. Wawra, 308. Kunstauktion, Wien, 7.4.1930, Nr. 193 (SW-Abb.);
Prof. Wilhelm Romandini, Wien (bis ca. 1931);
Sammlung Dr. Siegfried und Irma Kantor, Wien;
Beschlagnahme durch die Gestapo, 1941;
Privatsammlung, Österreich

Ausstellung

1931 Wien, Landschaften von Jakob Emil Schindler, XVIII. Ausstellung im Oberen Belvedere, Österreichische Galerie, Nr. 11 (Leihgeber Prof. Wilhelm Romandini)

Literatur

Heinrich Fuchs, Emil Jakob Schindler. Zeugnisse eines ungewöhnlichen Künstlerlebens. Werkkatalog, Wien 1970, S. 191, Nr. 282 (SW-Abb.)

Dass wir vorliegende Arbeit zur Versteigerung anbieten dürfen, beruht auf einer privatrechtlichen Restitution, die zwischen dem gegenwärtigen Eigentümer und den Erben von Dr. Siegfried und Irma Kantor vereinbart worden ist.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Sommermonate 1879 verbrachte Emil Jakob Schindler - finanziell unterstützt von dem Wiener Kunsthändler Eduard Hirschler - in der Wachau. In jener Zeit plagten den Künstler Existenzängste und Depressionen. Seine Tagebuchaufzeichnungen handeln von gesundheitlichen Problemen, der Sorge um seine Frau, die im August die gemeinsame Tochter Alma zur Welt bringen wird, und vor allem haderte er mit seiner künstlerischen Zukunft. Dennoch schuf er in diesem Sommer stimmungsvolle Ansichten von höchster Qualität, wie in vorliegendem Gemälde.

Zählte die Donau bei Wien mit ihren Auen und Seitenarmen bereits in Schindlers frühen Werken zu seinem Lieblingsmotiv, war ihm der Fluss auch in der Wachau Quelle malerischer Anregung.
Ein wolkenverhangener Himmel spannt sich über den breiten Strom. Vor einer Bootsanlegestelle tummeln sich einige Enten im Wasser und im Hintergrund erhellt ein Sonnenfenster den Kirchturm von Weißenkirchen. Gekonnt verstand es Schindler den „Zauber“ der Luft- und Lichterscheinung malerisch festzuhalten und entwickelte eine fortschrittliche Freilichtmalerei, die ihn zu einem der führenden Vertreter der österreichischen Landschaftsmalerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machen sollte.

Das Gemälde "Die Donau in der Wachau" hatte eine sehr wechselvolle Geschichte. In den 1930er Jahren war es Teil der umfangreichen Kunstsammlung des renommierten Wiener Rechtsanwaltes Dr. Siegfried Kantor (1881-1957) und seiner Frau Irma (1897-1966). Beide waren jüdischer Abstammung, und nach dem „Anschluss“ im Jahr 1938, gelang dem Ehepaar gemeinsam mit den zwei Kindern die Flucht nach Frankreich und schließlich in die USA, wo sich die Familie in New York niederließ. Ihre bei einer Spedition eingelagerte Sammlung wurde 1941 von der GESTAPO beschlagnahmt und teils im Freihandverkauf der VUGESTA, teils über das Dorotheum veräußert. (Vgl. Sophie Lillie, Was einmal war, 2003, S. 547-548)