Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

20. Juni 2023, 16:00 Uhr

2671

Leopold Carl Müller

(Dresden 1834 - 1892 Wien)

„Hamida“
1889
Öl auf Leinwand; Originalrahmen
76 x 45 cm
Signiert und datiert links unten: Leopold Carl Müller 1889.
Rückseitig am Keilrahmen Etikett Kunsthandlung H.O. Miethke, Wien;
rückseitig am Rahmen mehrere Etiketten: Künstlerhaus Wien, 1897/2257 (von Herrn Nikolaus Domes, Künstlerhaus Archiv Wien, bestätigt);
Reste eines Ausstellungsetiketts: Internationale .... / Nr. 1528;
Reste Etikett Galerie Neumann, Wien

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
dessen Nachlassversteigerung durch H.O. Miethke, Künstlerhaus Wien, 2.-4.3.1893, Nr. 45 (SW-Abb.);
dort um 4.500 fl. erworben von Fritz Dobner v. Dobenau (1852-1925), Wien (publiziert in "Die Presse", 4.3.1893, veröffentlicht in: Herbert Zemen, L.C. Müller. Sein künstlerischer Nachlass, Wien 2011, S. 100, S. 161);
Antiquitäten im Hochhaus, M. Dittmer, Wien;
dort 1955 erworben, seither in Familienbesitz (Privatbesitz, Österreich)

Ausstellung

1889 Wien, Jahresausstellung im Künstlerhaus, Nr. 296 "Hamida";
1889 München, Jahresausstellung im königlichen Glaspalast, Nr. 703 "Hamida";
1897 Wien, Künstlerhaus, Nr. 2257 "fell. Mädchen mit Fächer" (wurde von Wien direkt zur Ausstellung nach Dresden verschickt, laut Auskunft Künstlerhaus);
1897 Dresden, Internationale Kunst-Ausstellung, Nr. 424 "Fellachisches Mädchen (Im Privatbesitz)";
1932 Wien, Gedenkausstellung L. C. Müller, Kollektion Bertha und Maria Müller, Galerie Neumann & Salzer, Wien, 20. März bis 17. April 1932, Nr. 47 "Hamida"

Literatur

Friedrich Pecht (Hg.), Die Kunst für Alle, Fünfter Jahrgang 1889-1890, Heft 4, München 1890, S. 49 (SW-Abb.);
Moderne Kunst in Meister-Holzschnitten. Nach Gemälden und Skulpturen berühmter Meister der Gegenwart, Bd. IX, Lieferung XII, Berlin, o.J. (1895), Tafel LXVII;
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, II/1, Hofheim/Taunus 1979, 4. Nachdruck, S. 103, Nr. 33

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 102.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Leopold Carl Müller war einer der wichtigsten österreichischen Künstler, der sich der Orientmalerei verschrieben hatte. Der „Ägypten-Müller“, wie er genannt wurde, kam zum ersten Mal 1873 in das Land am Nil. Die Faszination für den Orient sollte ihn zeit seines Lebens nicht mehr loslassen, besuchte er doch in den folgenden Jahren Ägypten insgesamt noch achtmal und verbrachte meist die Wintermonate dort. Land und Menschen begeisterten ihn, weshalb er kein verklärtes Bild des Orients zeichnete, wie es im Westen so beliebt war – mit Haremsszenen, verführerischen Odalisken oder Sklavenmärkten –, sondern einen authentischen Orient wiederzugeben suchte. Das einfache Leben der ägyptischen Bevölkerung in den Städten und Dörfern sowie die Wüstenlandschaften, die im grellen Sonnenlicht liegen, waren seine Themen.

Neben seinen figurenreichen Szenen schuf Müller auch eine lange Reihe von Bildnissen ägyptischer Menschen. Unser Porträt, welches auf der Nachlassauktion des Künstlers versteigert wurde, sticht in seiner Besonderheit hervor. Die androgyne Erscheinung des jungen Modells erschwert die Einordnung, ob Mädchen oder Jüngling, jedoch gibt der Titel „Hamida“ den Hinweis auf eine junge Frau. Die strenge, frontale Darstellung, ihre Augen mit den starken Brauen, die vollen Lippen und ihr ernster Blick faszinieren.

Formal ist das Porträt perfekt ausgearbeitet und besticht darüber hinaus durch seine erlesene Farbigkeit. Die Vielfalt an Ocker- und Brauntönen sowie die ebenmäßige Glätte des Inkarnats werden durch reizvolle koloristische Akzente wie Kopftuch, Halskette und Fächer, in ihrer Wirkung unterstrichen.

Die malerische Qualität sowie die fremdartige Schönheit der Dargestellten machen vorliegende Arbeit zu einem beeindruckenden Hauptwerk des Künstlers, der es wie kein zweiter verstand Anmut und stolze Würde arabischer Menschen wirkunsgvoll darzustellen. (MS)