Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0301

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Schüttbild“
1990
Öl, Blut auf Leinwand; ungerahmt
105 x 80,5 cm
Rückseitig gewidmet, signiert und datiert: con amore Hermann Nitsch 1990
Rückseitige Widmung

Provenienz

direkt vom Künstler als Geschenk erhalten;
seither Privatbesitz, Italien

Ausstellung

Juli, 1991 Bregenz, Kunsthaus Bregenz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 40.000
Auktion ist beendet.

In den Jahren 1963 bis 1983 war die Malerei im Schaffen Hermann Nitschs weitgehend in seiner Aktionskunst aufgegangen. Der Künstler war mit dem Schreiben seiner Partituren – jede Aktion wird von einer genauen Niederschrift begleitet, in der Musik und Aktionsgeschehen aufeinander abgestimmt werden –, dem Realisieren der Aktionen und dem Aufbereiten der Aktionsrelikte beschäftigt. 1983 veranstaltet das Van Abbemuseum in Eindhoven eine große Hermann Nitsch Retrospektive und mit dem Blick auf sein bisheriges Gesamtwerk kommt die Lust an der reinen Malerei zurück: „Eine große unschuldige Lust überkam mich, wieder zu malen, unbekümmert zu malen, unbekümmerter denn je.“ (Hermann Nitsch in: Mappe zur 20. Malaktion in der Wiener Secession, Wien 1987, S. 26)

Schon früh bekennt sich der Künstler zu jener überschäumenden Lebensfreude, die bis ins Rauschhafte, Ekstatische reicht und die er verstärkt in sein Schaffen einbringt. Dabei spielt die Farbe Rot eine tragende Rolle: „Das Rot“, das für ihn eine „unglaublich tolle sinnliche Farbe ist, die intensivste und aggressivste überhaupt.“ (Sophie Cieslar, Hermann Nitsch, in: Parnass, Heft 3, Wien 2004., S. 129) Sie steht für Leben und Tod gleichermaßen, als Farbe des Bluts, für Leid und Schmerz, aber auch für den Ursprung und die Essenz des Lebens. So gelingt es Hermann Nitsch auch in der reinen Malerei den Sinnesrausch, Triebe und verdrängte Wünsche, mittels der Farbe zum Ausdruck zu bringen. Kompakte Farblagen bedecken das rötliche Braun des getrockneten Bluts in der untersten Schicht. Zuerst ein helleres Rot, das der Künstler noch verrinnen lässt, darüber ein opakes dunkleres Rot, das großflächig aufgetragen und verrieben fast die komplette obere Bildhälfte bedeckt. Der Kontrast zwischen der Schwere dieser Form und der Leichtigkeit der zu den Seiten hin verlaufenden Farbrinnsale, macht den großen Reiz dieses Schüttbildes aus.

(Sophie Cieslar)