0318
Martha Jungwirth*
(Wien 1940)
„Stilleben“
1967
Aquarell auf Papier; gerahmt
100 x 70 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: M.J. 67
Rückseitig bezeichnet: Stilleben
Provenienz
österreichischer Privatbesitz
Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Meistbot: € 18.000
Auktion ist beendet.
Durchaus selbstbewusst und unbeirrbar verfolgt Martha Jungwirth seit jeher ihren ganz eigenen künstlerischen Weg, der sie in eine „Zwischenwelt von Abstraktion und Gegenständlichkeit“ (Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Martha Jungwirth. Retrospektive, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Krems, Krems 2014, S. 11) führt. Manchmal sind es geografische Gegebenheiten, konkrete Personen oder Gegenstände, die als Auslöser für eine Bildfindung fungieren. Oftmals ist es aber auch nur ein bestimmtes Gefühl, das es auf die Leinwand oder auf das Papier zu bringen gilt. „Meine Kunst ist wie ein Tagebuch, seismographisch... Zeichnung und Malerei sind eine Bewegung, die durch mich durchgeht“ (Antonia Hoerschelmann, Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Martha Jungwirth, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2018, S. 16), erklärt die Künstlerin.
Dabei malt Martha Jungwirth in ständigem Positionswechsel, stets in Bewegung umkreist sie ihre am Boden oder am Tisch liegenden Malflächen, sodass diese keinen Ausganspunkt, kein Ende, keinen Fluchtpunkt und keinen Horizont haben. Sie sind pure Energie, Licht- und Farbexplosionen. „Das Papier wird zur Partitur der eigenen Wahrnehmung und reagiert durch die Farbklänge ebenso wie durch die Fleckenstrukturen und wird gleichzeitig zum Resonanzkörper der innewohnenden Empfindung.“ (Hoerschelmann, Schröder, S. 20)
Vorliegendes als Stillleben tituliertes frühes Aquarell aus dem Jahr 1967 dokumentiert die fortschreitende Auflösung der Gegenstände im Werk der Künstlerin. Um welche Objekte genau es sich hier handelt ist nicht erkennbar. Formen, deren Auflösung auch im wässrigen Farbauftrag zum Ausdruck kommt, sind auf einem in die Fläche geklappten Tisch oder Tablett arrangiert. Martha Jungwirth kombiniert zart durchscheinende Partien mit stark leuchtenden, kraftvollen Farbfeldern, lässt assoziative Gebilde – figurale Partien oder Naturformen – entstehen, die harmonisch und zugleich spannungsgeladen koexistieren.
(Sophie Cieslar)