Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0332

Markus Prachensky*

(Innsbruck 1932 - 2011 Wien)

„Grau - Rot“
1957
Öl auf Holz; gerahmt
70 x 120 cm
Signiert rechts unten: Prachensky

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000

Markus Prachensky und die Mitglieder der Gruppe St. Stephan sind aus der österreichischen Kunstgeschichte nicht mehr wegzudenken. Seit Jahrzehnten nunmehr prägen ihre Werke das Programm vieler Galerien und Auktionshäuser, die Nachfrage ist ungebrochen. Ausstellungen und staatliche Ankäufe würdigten ihr Werk zusätzlich.

Zunächst studierte Markus, wie auch sein Vater Wilhelm Nicolaus Prachensky, Architektur (ab 1952). Wie ihn zog es aber auch den Sohn stets zur Malerei, was dazu führte, dass er sich beim Abendakt von Herbert Boeckl anmeldete. 1955 stellte er zum ersten Mal im Rahmen einer Gruppenausstellung in der von Otto Mauer geleiteten Galerie St. Stephan aus – ein Meilenstein in seiner Karriere. Etwa ab dieser Zeit begann er damit, seine Arbeiten nach ihrem Entstehungsort zu benennen, wobei es sich aber lediglich um einen Hinweis auf den derzeitigen Arbeitsort handelt. Durch sein Architekturstudium, aber auch die damals in Wien stark diskutierten Werke von Piet Mondrian und Ad Reinhardt beeinflusst, verfolgte Prachensky in dieser ersten Phase zwischen 1953 bis 1955 einen strengen, abstrakt-geometrischen Stil. Diese geradlinigen, konstruktiven Kompositionen löste er aber schon bald auf, und entwickelte stattdessen eine expressive Bildsprache, die bald typisch für ihn wurde: dynamische, klar gesetzte Farbbalken, die von expressiven Farbspritzern und -klecksen konterkariert werden.

„Grau – Rot“ aus dem Jahre 1957 ist ein schönes und seltenes Beispiel für diese Übergangsphase von einem streng geometrischen zu einem rein gestischen, expressiven Stil: Hier bilden die Pinselstriche noch sehr bewusst angeordnete Farbfelder, sie sind sorgfältig an- und abgesetzt, Überschneidungen sind penibel abgegrenzt, Farbspritzer und Kleckse wurden klar vermieden. Im Vergleich zu noch früheren Arbeiten, in denen Mondrians Einfluss deutlich sichtbar ist, sind die Pinselstriche aber bereits viel breiter und dynamischer gesetzt, es kommt Bewegung und eine heftige Dynamik ins Bild, auch die Farbpalette hat sich verändert.

Nachdem er das Architekturstudium abgeschlossen hatte, bezog Prachensky zusammen mit Wolfgang Hollegha ein Atelier in der Liechtensteinstrasse, wo beide gemeinsam mit Mikl und Rainer die Gruppe „St. Stephan“ gründeten. In Paris kam er mit Werken Georges Mathieus und der Malerei des Tachismus sowie mit Pierre Soulages und Yves Klein in Berührung. Es folgten zahlreiche Reisen, die den Künstler um die ganze Welt führen sollten. Seine Eindrücke und Erinnerungen an Landschaften und Architekturen dienten ihm als Inspirationsquelle für seine Werkblöcke. Stets ließ er die Atmosphäre auf sich wirken, machte keinerlei Notizen oder Fotografien. Auf Papier und Leinwand brachte er dann jene Empfindungen, die er verinnerlicht hatte. Musik diente häufig als zusätzliche Inspirationsquelle, die sich dann neben den Ortsangaben im Titel wieder findet.

(Ina Waldstein)