Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. Dezember 2022, 15:00 Uhr

2209

Rudolf Polanszky*

(Wien 1951)

„o.T. (aus der Serie Reconstructions)“
1994
Kunststoff, Acrylglas, Silikon, Fiberglass auf Holz-Keilrahmen; ungerahmt
131,5 x 101 cm
Rückseitig signiert und datiert: Polanszky 94

Provenienz

ehemals Besitz Franz West;
seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Seit den Siebzigern arbeitet der Wiener Künstler Rudolf Polanszky an konzeptuellen Strategien, die auf spezifische Versuchsanordnungen und komplexen Wahrnehmungsprozessen beruhen. Den Anfang machten seine Schweinsfettzeichnungen und Sprungfedernbildern, die auf das Zufallsprinzip und der unbewussten Kontrolle abzielten. Polanszky suchte neue Wege, die bewusste Konstruktion und das adaptive Verhalten während des Entstehungsprozesses weitgehend zu unterbinden. Parallel zu seinen informellen Arbeiten entstanden konzeptuelle Foto- und Filmprojekte, wo es dem Künstler um die Visualisierung von Teilungen und Symmetrien ging. Zu Polanszkys Künstlerfreunden zählten unter anderen Diether Roth und Franz West, mit dem er als junger Künstler auch ein Atelier teilte. Seit den 1990ern beschäftigt er sich vornehmlich mit Materialassemblagen, deren Einzelteile er auf Schrotthaufen findet und zu autonomen Wandskulpturen- und raumübergreifenden Objekten verwandelt. Dazu zählt auch die vorliegende Arbeit, die zur Serie der Reconstructions zählt. Das spontane Erzeugen einer neuen Realität, indem er vorhandene Materialien in einen neuen Kontext stellt, bezeichnet Polanszky als „Ad-hoc-Synthese“. Inspiration holt er sich dabei von mathematischen und physikalischen Theorien. Man könnte Polanszky als einen Alchemisten der Kunst bezeichnen, der das Ready-made in neue Dimensionen lenkte.

„Ich will keinen Nutzen erzielen und wähle das Material daher eher intuitiv, am liebsten eben gebrauchtes, da es von seinem Zweck befreit ist. Für andere ist das Abfall, für mich hat es eine wunderbare Ästhetik, weil es eine Geschichte hat, die in meiner Vorstellung mit einer Interpretation verbunden ist. Ich sehe nicht eine alte Dachrinne, sondern eine schöne Krümmung, Verfärbung oder Ähnliches, und nutze das als potenzielle Qualität für etwas Neues, indem ich es zerschneide und umforme. Dieses Transformieren und Gestalten des Materials hilft mir, meine Gedankenstruktur anders zu organisieren, mich der strengen Maßgaben der Sinn- und Zweckorientierung zu entledigen.“ (Alexandra Schantl (Hg.): Rudolf Polanszky. Translineare Strukturen, Bielefeld 2015, S. 18.)

(Stefan Üner)