Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

08. Dezember 2022, 15:00 Uhr

2112

Kurt Absolon*

(Wien 1925 - 1958 Wulkaprodersdorf)

„Stadtlandschaft“
um 1949
Öl auf Papier; gerahmt
61,5 x 44,5 cm
Rückseitig unten mittig nummeriert: 735 (Nachlassnummer), überklebt von Etikett: 711

Provenienz

Galerie Maier, Innsbruck;
seit 2004 Privatsammlung, Wien

Ausstellung

1990 Wien, Historisches Museum der Stadt Wien

Literatur

Kurt Absolon 1925-1958, Kat. Ausst. Sammlung Hainz, Landesgalerie Niederösterreich, Krems 16.06.2019 (Folder), o. S., mit Abb.;
Bernhard Hainz (Hg.)/Stefan Üner (Hg.), Kurt Absolon. Monografie und Werkverzeichnis, Weitra 2021, Nr. 035, S. 198, mit Farbabb.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 47.520 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der Wiener Maler und Grafiker Kurt Absolon zählte zu den großen Hoffnungsträgern der österreichischen Nachkriegskunst. Mit seinem existenziellen Werk gab er der modernen Kunst in Österreich eine eigene Note. In nur wenigen Jahren bis zu seinem tragischen Unfalltod 1958 schuf Absolon ein reifes und originelles Werk, das sich neben Größen wie Egon Schiele, Alfred Kubin und Herbert Boeckl behaupten kann. Absolon hatte viele Promoter, von Herbert Eisenreich über Kristian Sotriffer bis zu Alfred Schmeller. Hans Weigel war sich sicher, „dass da mit uns, ebenso unerkannt, ein Künstler vom Rang Egon Schieles lebte.“ (Hans Weigel, Die Grabschrift eines Namens. Erinnerungen an Kurt Absolon zur zwanzigsten Wiederkehr seines Todestages am 26. April 1958, in: Salzburger Nachrichten, Jg. 34, Nr. 82, 8./9.4.1978, S. 21 [wiederabgedruckt in: Hans Weigel: In Memoriam, Graz [u. a.] 1979, S. 11]). Das vorliegende Ölbild Stadtlandschaft zählt zu einer Reihe von Architekturansichten, die der Künstler gegen Ende seiner Studienzeit an der Wiener Akademie anfertigte, wo Absolon über seinen Lehrer Herbert Boeckl zu einer abstrakt-expressiven Formensprache fand. Da das Geld knapp war, malte Absolon oftmals auf Papier. Aufgrund ihrer überschaubaren Anzahl nehmen Absolons Malereien einen exklusiven Stellenwert in seinem Gesamtwerk ein. Das Motiv dürfte auf Absolons privates Umfeld in Wien-Meidling zurückgehen, wo der Künstler zeitlebens wohnte.
In dynamischem Pinselduktus und übersteigerter Farbigkeit präsentiert uns der Maler eine urbane Szenerie, perspektivisch verzerrt und auf eine zweidimensionale und abstrakte Fläche projiziert. Es ist eine imaginäre Realität, eine Seelenlandschaft, bei der die Natur zum emotionalen Ausdrucksträger wird. Mit dem Blick vor dem geistigen Auge der Natur wirkt Absolons Stadtlandschaft still und menschenleer. Das Bild suggeriert den Eindruck von Verlassenheit und Einsamkeit, Traum und Wirklichkeit scheinen eng beieinander zu liegen. Absolons persönliche Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg schwingen in der expressiven Darstellung sicherlich mit, die mit den schwarzen Sonnen am Himmel den Eindruck der latenten Gefahr und Melancholie intensivieren. Mit der Werkverzeichnisnummer 035 ist das Bild eingehend in dem von Dr. Bernhard Hainz und Dr. Stefan Üner publizierten Werkverzeichnis von 2021 dokumentiert.
(Stefan Üner)