Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

08. Dezember 2022, 15:00 Uhr

2019

Oskar Kokoschka*

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)

„Blumenstillleben“
1939
Aquarell auf Papier; gerahmt
37,5 x 51 cm (Blattgröße)
Monogrammiert rechts unten: OK

Provenienz

Vivien Lowenstein, London (bis ca. 1975);
Privatbesitz;
Bloomsbury Auctions London, 27.06.2006, Nr. 44;
Privatbesitz, London;
Auktionshaus im Kinsky, 21.11.2006, Nr. 64;
österreichische Privatsammlung

Die Authentizität des Blattes wurde von Dr. Alfred Weidinger, Graphische Sammlung Albertina, Wien bestätigt. Das Aquarell wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Aquarelle und Zeichnungen aufgenommen.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 23.760 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mehr als jeder andere österreichische Maler hat Oskar Kokoschka die europäische Moderne mitgeprägt und ihr wesentliche Impulse gegeben. Sein umfangreiches, beeindruckend vielseitiges Oeuvre, das den Bogen über fast acht Jahrzehnte spannt, zeigt ihn als radikalen, gegen alle Konventionen aufbegehrenden Avantgardisten, immer wieder aber auch als Bewahrer der malerischen Tradition. So hat er sich nach dem Krieg energisch gegen den Weg in die Abstraktion gewehrt und sich stattdessen um Kontinuität und die Wiederaufnahme traditioneller malerischer Werte bemüht.

Nachdem im Jahr 1937 über vierhundert seiner Werke in Deutschland als "entartete Kunst" beschlagnahmt worden waren, sah sich Oskar Kokoschka dazu gezwungen, nach England zu emigrieren. Während der Kriegsjahre beschäftigte er sich dort erstmals intensiv mit dem Medium Aquarell: Landschaftsskizzen, Tierstillleben und reizvolle Blumenbilder entstanden, die eine große Nähe zur Natur widerspiegeln. Als er 1953 von London in die Schweiz übersiedelte und sich im Garten seiner Villa in Villeneuve am Genfersee der Natur noch mehr verbunden fühlte, sollte das Blumenaquarell zu einem bevorzugten Bildsujet avancieren.
Virtuos, mit äußerst dynamischem Strich zaubert Kokoschka in dem hier präsentierten 1939 gemalten Aquarell einen Blumenstrauß im Krug auf das Papier. Auch wenn die Blumen mit teils noch frischen, aufrecht nach oben ragenden Blüten und teils verwelkenden, seitlich nach unten fallenden Stengeln formal auseinander streben, schafft Kokoschka durch den auf wenige Töne reduzierten Farbklang die Harmonie und den Zusammenhalt der Bildkomposition. Wie bei allen Blumenaquarellen verzichtet Kokoschka auf jegliche Vorzeichnung und setzt die transparente Farbe unmittelbar, mit scheinbarer Leichtigkeit auf das Blatt.
(Claudia Mörth-Gasser)