Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

08. Dezember 2022, 15:00 Uhr

2030

Josef Floch*

(Wien 1894 - 1977 New York)

„Kneeling nude“
1963
Öl auf Leinwand; gerahmt
92 x 66 cm
Signiert rechts unten: Floch
Rückseitig Nachlass-Stempel auf Keilrahmen

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Karl Pallauf, Josef Floch. Leben und Werk 1894-1977, Wien 2000, Nr. 787, Abb. S. 413;
Karl Pallauf (Hg.)/Eberhard Kohlbacher (Hg.)/Alois Wienerroither (Hg.), Josef Floch. Wien, Paris, New York, Wien 2017, Nr. 98, Abb. S. 215

Schätzpreis: € 35.000 - 60.000
Ergebnis: € 50.160 (inkl. Gebühren)*
unter Vorbehalt, Limit: € 40.000
Auktion ist beendet.

Josef Floch zählte zu den interessantesten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. In Anlehnung an den Expressionismus und Kubismus eines Paul Cézanne und Pablo Picasso, gelangte Floch zu einer individuellen Bildsprache, die ihn zum sensiblen Interpreten der Ruhe und Einsamkeit machte.
Floch war weltoffen, er bereiste Palästina, Ägypten und die Niederlande, wo er die alten Meister studierte. Nach dem Studium an der Akademie am Schillerplatz war er Mitglied in der progressiven Künstlervereinigung Hagenbund. Als Maler legte Floch eine internationale Karriere hin. Floch hatte überall Erfolg – in Wien, Paris und New York, wohin er 1941 auswanderte und bis zu seinem Tod 1977 lebte. Aus dieser Zeit stammt auch sein Ölbild Kneeling nude (dt. Kniender Akt) aus dem Jahr 1963. In diesem reizvollen Spätwerk zeigt sich einmal mehr Flochs künstlerisches Interesse am weiblichen Körper und seiner Bewegung. Kniend und mit rückwärts abgestützten Armen erscheint die Figur in einem abstrakten Raum. Das Setting erinnert an eine Art Schaubühne, kompositorisch fühlt man sich an die Werke von Giorgio de Chirico und der Pittura Metafisica erinnert. Der weibliche Akt präsentiert sich frei und losgelöst in einem sinnlichen Moment, wobei er mit der Pose intime Einblicke gewährt. Das Gesicht wirkt puppenhaft und nur angedeutet. Die plastisch modellierten Inkarnattöne korrespondieren mit den warmen, erdigen Farbtönen im Raum. Im Hintergrund ist eine weitere Figur im blauen Kleid zu erkennen. Aus einer Türe blickend oder einem Spiegel reflektierend, beobachtet sie das Geschehen aus der Ferne. Etwas Geheimnisvolles umgibt ihre Gestalt. Ihre Anwesenheit verleiht dem Sujet Spannung und Intensität.
Als Floch das Bild malte, befand er sich am Zenit seines Erfolges. Internationale Museen wie das Metropolitan Museum of Art, das Whitney Museum of American Art in New York oder das Tel Aviv Museum erwarben damals Gemälde von Floch. 1963 wurde ihm auch der Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres verliehen, einer der höchsten Auszeichnungen im kulturellen Bereich überhaupt.
(Stefan Üner)