Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

08. Dezember 2022, 15:00 Uhr

2073

Ernst Ludwig Kirchner

(Aschaffenburg 1880 - 1938 Frauenkirch bei Davos)

„Spaziergänger unter Bäumen (Fehmarn)“
um 1912
Bleistift und schwarze Kreide auf Papier; gerahmt
45,2 x 38 cm
Rückseitig mit dem Nachlass-Stempel und der Bezeichnung "K Da/Bh41" sowie der Nummerierung "K 5259" und "C 2687" in Bleistift und in Tusche

Provenienz

Kirchner-Nachlass (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946, Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer 1954);
Schweizer Privatsammlung

Das Werk ist im Archiv des Gesamtwerkes von E. L. Kirchner dokumentiert. Echtheitsbestätigung von Dr. Wolfgang Henze, Verwalter Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach, den 20. Oktober 2021, liegt bei.

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Die Bedeutung der Zeichnung im Werk von Ernst Ludwig Kirchner ist in zahlreichen Texten und Ausstellungen – auch monographisch dieser Technik und Disziplin gewidmeten – dar- und herausgestellt worden, nicht zuletzt durch Kirchners eigene Schriften, teilweise unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle. Die Beschäftigung mit ihr basiert – wie zumeist bei Kirchner – auf seinen eigenen, durchaus faszinierend formulierten Aussagen, verharrt jedoch mehrheitlich dort, gelangt nicht zur Würdigung seiner Zeichnung in der Gesamtgeschichte dieser künstlerischen Technik. Auch in diesem Fall behinderte bisher die so wortgewaltige, auf extrem genauer Selbstbeobachtung beruhende und so präzise organisierte Selbstdarstellung Kirchners ein objektives Urteil des Kunstbetriebes. Tatsächlich ist nämlich Kirchners Zeichnung in Bezug auf Qualität, Quantität, Vielfalt und Bedeutung singulär in der Geschichte dieser Technik der Kunst, mit keinem anderen zeichnerischen Werk vergleichbar. Mehr als 20.000 von Kirchner geschaffene Zeichnungen sind erhalten. Sie entstanden von 1905 bis 1938, einige wenige zuvor. Sie gehören zu den Meisterwerken in der Gesamtgeschichte der Zeichnung.

Bevorzugt hat Kirchner satiniertes, oder zumindest leicht satiniertes chamois, also hell beiges, Papier verwendet. Zum Teil und nicht selten auch hellbräunliches (Pack-) oder gelbes Papier. Diese dienten als Bildträger für Bleistift-, Kreide- und Tuschzeichnungen aber auch für Aquarelle und Druckgraphik. Signiert hat der Meister lediglich die Blätter, die zu seinen Lebzeiten für Ausstellungszwecke oder durch Verkauf das Atelier verlassen haben. Dies hat dazu geführt, dass die Echtheit dieser nur schwerlich nachahmbaren Kompositionen eher durch den Nachlass-Stempel nachgewiesen ist, der mit einer in Tinte angebrachten Nummerierung Auskunft über Technik, Entstehungsort und Motiv gibt, sowie durch die unterschiedlichen Inventar-Nummern, die in den meisten Fällen auf den Rückseiten angebracht wurden.