Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

07. Dezember 2022, 15:00 Uhr

1008

Prachtvoller Deckelhumpen

Danzig, um 1680
Silber, teilweise vergoldet; breiter, wulstförmiger Stand mit Ornamentdekor; die Wandung umlaufend mit teilweise halbplastisch und reliefiert gearbeiteter testamentarischer Darstellung, Jesus und die Samariterin am Brunnen mit den zurückkommenden Jüngern; Scharnierdeckel mit Ornamentband; geschwungener, volutenförmiger Henkel; gemarkt: Beschauzeichen Danzig und Meistermarke "BC" für Benedict Clausen
H. 21 cm; 1.626 g

Schätzpreis: € 35.000 - 60.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der prachtvolle barocke Deckelhumpen stellt auf seiner zylindrischen Wandung drei biblische Szenen in einer differenziert gestalteten, durchgehenden Landschaft dar. Möglicherweise führen die ersten beiden Szenen aufgrund der Schreitrichtung der Personen zur letzten – statischen – Szene: Sie stellt Jesus und die Samariterin am reich verzierten Jakobsbrunnen dar. Jesus machte hier Halt, als er auf dem Weg von Judäa nach Galiläa Samaria durchquerte, und bat eine Frau um einen Schluck Wasser. Sie war darüber erstaunt, denn Samariter und Juden mieden jeden Kontakt. Jesus nutzte die Gelegenheit, um zu lehren: "Jeder, der das Wasser trinkt, wird wieder durstig werden; wer aber das Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst leiden".
Aufgrund des religiösen Charakters der Darstellungen könnte es sich bei dem innen vergoldeten Deckelhumpen um eine sogenannte “Abendmahlskanne” handeln. Solche Kannen wurden mit Einführung des Laienkelchs im protestantischen Gottesdienst notwendig, da sie den Wein bereithalten, der zur Nachfüllung in den Kelch für die Austeilung benötigt wird. Aber auch bei der Taufe finden sie Verwendung. Ihre Form entspricht der Gestalt der zeitgenössischen profanen Krüge und Kannen. Bis zur 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts waren sie nur ausnahmsweise mit einer Schnauze ausgestattet! Die gern betonte Schlichtheit evangelischer Objekte scheint in Preußen nicht üblich gewesen zu sein. (C. Schreiner-Walter)