Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

06. Dezember 2022, 15:00 Uhr

0025

„Dido“
2. Hälfte 16. Jahrhundert
Öl auf Leinwand
123 x 106 cm

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Ausstellung

2021/ 2022 Heidelberg, Kurpfälzisches Museum, Frauenkörper. Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman, Nr. 62

Literatur

Frieder Hepp (Hg.), Frauenkörper. Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman, Ausstellungskatalog Kurpfälzisches Museum Heidelberg 24. Oktober 2021 - 20. Februar 2022, Heidelberg 2021, S. 161, Nr. 62

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Vergils Aeneis liefert die Geschichte zu dem im vorliegenden Gemälde dargestellten Ereignis: Dido, die legendäre Gründerin und erste Königin des phönizischen Staates Karthago trifft auf den nach langen Irrfahrten an ihrer Küste gelandeten trojanischen Helden Aeneas. Durch Eingreifen der Göttinnen Juno und Venus verlieben sich die beiden unsterblich ineinander. Aeneas wird jedoch schon nach kurzer Zeit des Glücks vom Götterboten Merkur zum Aufbruch gemahnt; er soll seine Aufgabe erfüllen, die neue, mächtige Stadt Rom zu gründen.
Der Held folgt dem Aufruf und lässt Dido zurück. Schlussendlich treibt die Enttäuschung über den Verlust Dido zu einer Verzweiflungstat. Auf einem Scheiterhaufen sammelt sie alle Erinnerungsstücke von Aeneas, um diese zu verbrennen, ersticht sich jedoch dann mit seinem Schwert selbst.
Der Stoff der verhinderten Liebesgeschichte zwischen Dido und Aeneas wurde vielfach künstlerisch verarbeitet, etwa in Henry Purcells 1688 uraufgeführter gleichnamiger Oper. Die Liebe als Leitmotiv und treibende Kraft der Geschichte und die Tragik des Verlustes am Ende, welche in vorliegendem Gemälde außerordentlich emotionsgeladen dargestellt ist, berührt den Betrachter auf einer universellen Ebene.
Die in jugendlicher Schönheit dargestellte Königin Karthagos zeigt gleichermaßen eine Facette an Empfindungen. Den Blick schicksalsergeben abgewandt, umfasst sie beinahe zärtlich das Schwert des Geliebten. Von links oben schwebt die von Juno gesandte Götterbotin Iris herbei, welche Dido eine Locke abtrennt, um ihre Seele vom trauernden Geist zu lösen. Die sinnliche, fast voyeuristische Wiedergabe der Protagonistin lässt an Darstellungen anderer Heldinnen wie Kleopatra oder Lucretia denken.