Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

06. Dezember 2022, 15:00 Uhr

0102

Denys Calvaert

(Antwerpen 1540 - 1619 Bologna)

„Anbetung der Hirten“
um 1600/10
Öl auf Holz
136 x 109 cm

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 22. September 2022, liegt bei.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 26.880 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Denys bzw. Dionys Calvaert stammte aus Antwerpen, begann aber sehr früh seine Ausbildung in Italien in den Werkstätten von Lorenzo Sabatini (1530 – 1576) oder Prospero Fontana (1512 – 1597). Dank seines intensiven Studiums der Werke von Correggio und Parmigianino avancierte er sehr bald zu einem gefragten Landschafts- und Figurenmaler. Der Flame gründete eine angesehene Werkstatt in Bologna und zählte u.a. Guido Reni (1575-1642) und Domenichino (1581 – 1641) zu seinen Schülern.
Charakteristisch für den Stil Calvaerts sind die fein ausgearbeiteten Gesichtszüge der Figuren und das leuchtende Kolorit der Gewänder, wobei hier die Farbgebung teils dezenter gewählt wurde und sich an den tonalen Hintergrund anzupassen scheint. Die miteinander interagierenden Protagonisten, meist im Profil oder Dreiviertelprofil wiedergegeben, weisen bereits die typisch spitz zulaufenden Finger auf, welche Guido Reni (1575-1642) später für seine Gemälde adaptiert.
Die Komposition der Hauptfigurengruppe im Mittelgrund ist einer Federzeichnung der „Anbetung der Hirten“ (Kupferstichkabinett Berlin, Staatliche Museen, Inv. Nr. 18602) von Polidoro da Caravaggio (1499-1543) besonders nahe. Die Figuren wurden in ähnlicher Weise auf einem Felsplateau arrangiert, welches an eine Tempelanlage grenzt. Verwandt sind Haltung, Hinwendung und Zeigegestus der Heiligen Familie, Bewunderer und herbeieilenden Hirten. Womöglich war die Berliner Figurenstudie Ideengeber für die vorliegende Arbeit Calvaerts.
„Neben der auf einem erhöhten Felsen sitzenden Heiligen Familie ist besonders die Szene im oberen Bildteil mit auf von der Sonne beschienenen Wolkenband markant, auf dem geflügelte musizierende Engel in farbenprächtigen Gewändern herunter schweben. Diese strahlende Helligkeit, die die Details des Vorder- und Mittelgrundes für den Betrachter gut erkennbar werden lässt, ist bezeichnend für die Zeit der Caracci-Malerei in Bologna zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Dort in Bologna ‚verlässt‘ Calvaert die flämische Landschaftsmalerei völlig und wendet sich ganz der religiösen Figuren-Darstellung zu“ (vgl. Gutachten Dr. Ertz).