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Guido Katol*
(Villach 1962)
„Komparse“
2018/2019
Öl auf Leinwand; ungerahmt
200 x 180 cm
Signiert und datiert rechts oben: Katol 18/19
Provenienz
österreichischer Privatbesitz
Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Meistbot: € 15.000
Auktion ist beendet.
Guido Katol, gebürtiger Kärntner, wird früh von Cornelius Kolig gefördert und studiert an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei seiner großen Landsmännin, Maria Lassnig. Man mag manche Parallelen in seinem Werk entdecken. Vor allem, dass Tier und Mensch sich in bunten Bildwelten zusammenfinden, ist hier das augenscheinlichste, verbindende Element. Katols Wurzeln liegen aber vielmehr im österreichischen Farbexpressionismus eines Oskar Kokoschka und stehen in figuralem Kontext zu Anton Kolig und Franz Wiegele, als dass sie sich mit den Körperbewusstseinsbildern von Maria Lassnig vergleichen ließen. Auch kann seine Lust an einer farbintensiven, figuralen Malerei eher im Umfeld der „Neuen Wilden“, wie zum Beispiel bei Siegfried Anzinger verortet werden.
Neben der extensiven, überaus sinnlichen Farbigkeit, die bei ihm stets die gesamte Bildfläche erfasst, sind es die bisweilen rätselhaften Kombinationen von Mensch und Tier, die Guido Katols Bildwelten auszeichnen. Hier treffen Kinder, Männer und Frauen auf Raubkatzen, Bären, Schlangen, Wölfe und Affen, wobei die Verteilung der Rollen im Unklaren gelassen wird. Die „Unterschiede zwischen Raub- und Beutetier, Verführer und Verführtem, zwischen Beschützer und Schutzsuchendem“ (Katharina Herzmansky, in: Guido Katol, Ritter Verlag, Klagenfurt 2017, S. 192) lösen sich auf.
In „Komparse“ begegnen einander ein prächtiger Tiger, ein Fuchs und ein Mann. Wer ist hier die Hauptfigur, wer der Nebendarsteller? Die Rollen sind nicht genau definiert, wenngleich doch der Tiger aufgrund seiner Größe und des prächtigen, leuchtend-rotbraunen Fells die dominante Rolle im Bild einnimmt. Der Mann, der sich dem stolzen Tier, das in Rückenansicht wiedergegeben ist, zugewandt hat, berührt mit seiner rechten Hand vorsichtig das Fell der Raubkatze. Diese wendet den Kopf, bereit auf diese unerwartete Kontaktaufnahme zu reagieren. Der Fuchs im Hintergrund hat die Rolle eines aufmerksamen Beobachters eingenommen.
Die räumliche Situation ist im Unklaren gelassen, wir können letztlich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob sich Mensch und Tier am selben Ort, in derselben Realitätsebene befinden. Diese Ambivalenz wird durch die gefühlte Bedrohlichkeit der Situation – die Raubkatze könnte sich jederzeit aufgescheucht auf den Mann stürzen – noch verstärkt.
(Sophie Cieslar)