Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. Juni 2022, 17:00 Uhr

2221

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Es verdichtet sich zu Bäumen“
1972
Eitempera auf Leinwand; ungerahmt
100 x 100 cm
Signiert und datiert rechts unten: MWeiler 72
Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet: "Es verdichtet sich zu Bäumen" 100 x 100, Max Weiler 1972

Provenienz

direkt beim Künstler erworben;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Wilfried Skreiner, Almut Krapf, Max Weiler. Salzburg 1975, WVZ.-Nr. 724, s/w-Abb. S. 335.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 72.550 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Max Weilers Herkunft aus dem katholischen Bürgertum und seine Orte der Kindheit – Absam in der Nähe von Hall in Tirol, dann Innsbruck – beherbergten einerseits das kindliche Paradies, dessen Landschaften ihn tief berührten und inspirierten, gleichzeitig aber auch negative Gefühle, denen er mit einem selbst aufgebauten Gegenreich begegnete, das tief mit der heimischen Natur verbunden war und ihm seelischen Halt und Sicherheit bot. Es ist dieser enge Naturbezug, der Max Weilers Malerei zeitlebens prägte.

Schon während seines Studiums war Weiler auf die altchinesische Malerei der Sung Epoche gestoßen, deren Umgang mit der Leere am Blatt und die Wertschätzung des Bildgrundes ihn tief beeindruckt hatten. Eine ebenso prägende Entdeckung machte er 1963, als er auf die gestaltende Kraft des Zufalls stieß: Aus den Farbklecksen und -spritzern auf seinen Schmierpapieren, auf denen er Pinsel testete oder abwischte, Farben mischte und probierte, erschloss sich ein grenzenloses Formenreservoir. Ausgehend von diesen zufällig entstandenen Formen grenzte er für ihn interessante Details aus, die er in großformatige Gemälde übertrug oder direkt auf der liegenden Leinwand aus Lachen, Spritzern, Tropfen, aus dem Rinnenden und Gestockten entstehen ließ. Dabei orientierte sich Weiler an den Linien und Begrenzungen, die sich aus Pinselspuren, eingetrockneter Farbe oder Sprüngen und Rissen ergeben und ergänzte diese teilweise mit feinsten Strichen. Der Horizont verschwand, ein Abschätzen der Distanz wurde unmöglich aber auch nicht mehr notwendig.

Niemals ging es ihm um realistische oder topografisch korrekte Wiedergabe, sondern viel mehr um ein tiefes Verständnis vom permanenten Werden und Vergehen der Natur. Der zufällige Fluss der Farben sowie der unbewusste Vorgang der Malerei bilden die Grundlage für seine abstrakt anmutenden Werke, die er erst durch Titel wie „Violette Blume“ oder „Herbstgegend“ in ansatzweise lesbare Formen gestisch-expressiver Malerei transformierte.

„Landschaft nicht mehr als Analogie sondern als Anlass, Natur ergriffen zu erleben und (diesem Erleben gemäß) zu beschreiben… was Formen längst nicht vermögen vermag die Farbe...“ (Otto Breicha, Weiler. Die innere Figur, Salzburg 1989, S. 248).
„Es sind Bilder wie im Fluss, stets in Bewegung gehalten, in ihnen zeigt sich vereint, was ein denkender Maler als das große Reale und das große Abstrakte ausgewiesen hat, ein Gegensätzliches, von dem er meinte, es müsse eines Tages zusammengefügt werden können“ (Kristian Sotriffer, Das innere Leben, in: Otto Breicha, Weiler. Die innere Figur, Salzburg 1989, S. 292).

(Ina Waldstein)