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Josef Stoitzner
(Wien 1884 - 1951 Bramberg im Pinzgau)
„Landschaft im Vorfrühling“
1921
Öl auf Leinwand
100 x 100 cm
Signiert und datiert rechts unten: Josef / Stoitzner / 1921
Provenienz
Privatsammlung, Wien;
Dorotheum Wien, 04.06.2019, Nr. 109;
Privatsammlung, Wien
Literatur
Kolhammer & Mahringer (Hg.), Josef Stoitzner. Das Gesamtwerk, Wien 2019, WVJS 1.4.46., Abb. S. 467
Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 21.000
Auktion ist beendet.
Ausgewogen komponierte, idyllische Landschaftsdarstellungen stellen in Josef Stoitzners Oeuvre die wichtigste Gattung dar. Dabei zielte er nicht vorrangig darauf ab, die Stimmung des Augenblicks einzufangen, sondern er erhob die Ansichten ins Zeitlose und Ewiggültige. Ausgehend von den Gestaltungsprinzipien des Jugendstils fand Stoitzner zu seinem persönlichen Malstil, der durch eine unglaubliche Präzision ausgezeichnet ist und eine außergewöhnliche Feinfühligkeit für malerisch-atmosphärische Erscheinungen aufweist. Besonders charakteristisch ist die wohltuende Stille, die sich über das stets menschenleere Land legt, gleichwohl der Mensch durch Bauernhäuser, Zäune, Holzstapel oder ähnlichem seine Spuren hinterlässt. Das Gemälde „Vorfrühling“ ist ein schönes, qualitativ hochwertiges Beispiel dafür. Die Landschaft ist in ein wunderschönes, sanftes Licht getaucht. Die ersten Strahlen der Frühlingssonne sind dabei, den Winter aus der Landschaft zu verdrängen. Wenige Schneereste zieren noch die leicht hügelige Landschaft und haben bereits große Wiesenflächen zum Vorschein gebracht.
Stoitzner griff das Thema der Schneeschmelze immer wieder gerne auf. Der Blick des Betrachters ist tief angelegt und wird über die präzise gemalten, teils freigelegten, teils schneebedeckten Wiesen vorbei an den Bäumen im Mittelgrund, die mit ihrer Größe die Höhendimension akzentuieren, bis hin zu den Hügeln und Wäldern im Hintergrund geführt. Knorrig und ausladend oder kerzengerade und überschlank, wie im vorliegenden Bild, sind Bäume markante und wichtige Akteure in Stoitzners Kunst. Der tief gelegte Horizont ermöglicht einen weiten Blick in den Frühlingshimmel, der von leichten, freundlichen Wolken über den Hügeln im Hintergrund und dunkleren, aber harmlosen Wolken am oberen Bildrand belebt wird.
Bereits zu Lebzeiten erfreuten sich die Landschaftsbilder des erfolgreichen Künstlers großer Beliebtheit. Im Besonderen beim städtischen Bürgertum wurde durch sie die Sehnsucht nach unberührter Natur, abseits von Lärm und Hektik der Stadt, geweckt. Stoitzner ist für seine feine Beobachtungsgabe und seinen äußerst präzisen, detailreichen und anspruchsvollen, bisweilen grafisch anmutenden Malstil bekannt geworden. Das vorliegende Werk verkörpert diesen Stil außergewöhnlich schön und steht exemplarisch für das Oeuvre Stoitzners.
(Sophie Höfer)