Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. Juni 2022, 15:00 Uhr

0093

„Zwei Predellenflügel - Werktagsseite (Flügelaußenseiten): Hl. Johannes und Hl. Paulus - Sonntagsseite (Flügelinnenseiten): Hl. Dorothea und Hl. Ottilia“
um 1520
Tempera und Gold auf Holz
je 40 x 27 cm (Bildausschnitt), 50 x 39,5 bzw. 50 x 38,5 cm (Rahmenmaß; Originalrahmung)

Provenienz

ursprünglich Teil der Flügelaltarpredella in der Katharinenkirche Bad Kleinkirchheim (siehe Mag. Robert Wlattnig, 1997);
ehemals Stift Viktring;
Sammlung Theodor Botka, Klagenfurt;
Privatbesitz, Österreich

Ausstellung

1997 Ferlach, Kärntner Landesausstellung, alles jagd...eine kulturgeschichte, Nr. R25.23

Literatur

Günther Hödl/Hartwig Pucker (Hg.), alles jagd...eine kulturgeschichte, Ausstellungskatalog Kärntner Landesausstellung Ferlach, Klagenfurt 1997, S. 636, R25.23 (Katalogeintrag Mag. Robert Wlattnig).

Expertise von Mag. Robert Wlattnig, Klagenfurt, 6. Mai 1992, liegt bei (in Kopie).

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 25.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die mit Goldgrund hinterlegten Sonntagsseiten zeigen die Hl. Dorothea mit Siegespalme, Blumenkorb und einem Knaben, während die Hl. Ottilie als Äbtissin mit Buch, Kelch und dem ihr zum Attribut gewordenen Augenpaar dargestellt wird. Auf den Werktagsseiten der Predellenflügel sind der Hl. Johannes betend, von Blitzen, Wolken und Hagel überfangen, sowie der Hl. Paulus mit geöffnetem Buch unter einem drohenden Unwetter positioniert. Die Darstellung der beiden Wetterheiligen an den Werktagsseiten eines gotischen Flügelaltars stellt im Alpenraum eine Seltenheit dar: „Der römische Märtyrer Paulus ist mit einer langen Tunika und Mantelpallium bekleidet. Als individuelles Attribut trägt er ein geöffnetes Buch in seiner linken Hand und versucht durch Segensgesten das durch Blitze und Hagel nahende Gewitter abzuwehren. Im Spätmittelalter verbreitete sich bei den Bauern und Jägern der Brauch, die Wetterheiligen auch als Mittel gegen die Pest anzurufen. Am Festtag (26. Juni) der beiden Schutzpatrone Johannes und Paulus werden heute noch in Kärnten gelegentlich Wettermessen gelesen und Hagelkerzen geweiht.“ (vgl. Robert Wlattnig 1997, opt cit.).
Mag. Robert Wlattnig verfasste 1992 ein ausführliches Schreiben zu den beiden Predellenflügeln und ordnete sie damals einem Villacher Maler aus der Nachfolge Urban Görtschachers (um 1485-1530) zu. Zwar noch ohne konkreten Herkunftszusammenhang beschrieb er die Tafeln als „Werke von musealem Rang“ (vgl. Expertise Robert Wlattnig 1992). Im Zuge der Kärntner Landesausstellung 1997 wurden die vorliegenden Gemälde publiziert und von Robert Wlattnig als die seit dem 19. Jahrhundert verschollenen Predellenflügel des Bad Kleinkirchheimer Altars in der Katharinenkirche identifiziert. Das ansonsten vollständig erhaltene Retabel wird stilgeschichtlich der Villacher Zweigstelle des Bildschnitzers und Malers Caspar von Friesach zugeordnet (vgl. Robert Wlattnig 1997, opt cit.).