Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. Juni 2022, 15:00 Uhr

0072

Hans Rottenhammer

(München 1564 - 1625 Augsburg)

und

Jan Brueghel der Ältere

(Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen)

„Das Urteil des Midas“
um 1600
Öl auf Kupfer
26 x 34,5 cm
Rückseitig Ausstellungsetikett P. de Boer (als "Apollo und Pan")

Provenienz

Anton Creutzer vorm. Lempertz, Aachen, 19.-20. Oktober 1933, Lot 137 (als Johann Rottenhammer);
Fernand Stuyck (1887-1960), Antwerpen;
dessen Nachlass-Auktion, Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 7.-8. Dezember 1960, Lot 15;
Galerie P. de Boer, Amsterdam;
Privatsammlung, New York;
Christie's, New York, 8. April 1988, Lot 49 (als Hans Rottenhammer);
Christie's, New York, 30. Oktober 2018, Lot 185 (als Hans Rottenhammer und Jan Brueghel der Ältere zugeschrieben);
Privatbesitz, Österreich

Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 16. Mai 2019, liegt bei.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das auf Kupfer brillierende Kabinettstück ist ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zweier erfolgreicher Meister: Hans Rottenhammer d. Ä. und Jan Brueghel d. Ä. Der Betrachter blickt von einem leicht erhöhten Standpunkt auf die vielfigurige Komposition Rottenhammers, welche in eine perspektivisch eindrucksvoll in die Tiefe gezogene Waldlichtung Brueghels eingebettet ist. „Die miniaturhafte Feinheit des landschaftlichen Teils Jan Brueghels d.Ä. passt sich der Harmonie der Figuren an. Besonders die linken Frauenleiber sind geprägt von Vorbildern der venezianischen Malerschule, sie sind von einer zarten Schönheit und von hoher malerischer Qualität. Die übereinander liegenden, durchscheinenden Lasuren, die den Gemälden auf Kupfer beider Maler diese erstaunliche Plastizität geben, sind auch hier vorhanden."
Wie Dr. Ertz in seinem Gutachten ausführt, ist vorliegendes Gemälde eine Variation des gleichnamigen Werkes von 1599, das sich im Fitzwilliam Museum in Cambridge (Öl auf Kupfer, 25 x 34 cm, Inv. Nr. PD23-1981) befindet. „Vor allem die überwältigende, mit starken Gegensätzen arbeitende typische Farbigkeit und das Spiel mit Hell-Dunkel Lichtgegensätzen – das helle Inkarnat der nackten Frauenleiber vor dunklem Waldhintergrund – ist noch ganz spätmanieristischem Empfinden verpflichtet, was bedeutet, dass das Bild um 1600 entstanden sein muss." Die feinteilige Malweise und unverwechselbare Manier beider Meister sind auch in den Gemälden „Circe und Ulysses“ von Jan Brueghel dem Älteren (Art Gallery of Ontario, Toronto) und „Göttermahl am Meer“ von Hans Rottenhammer (Eremitage, Sankt Petersburg) deutlich erkennbar.
Zahlreiche mythologische Gestalten wohnen einem Musikwettstreit zwischen Apoll und Pan bei, welcher den Erzählungen aus Ovids Metamorphosen entnommen ist: in der rechten Figurengruppe beginnend mit König Midas und dem Gefolge des Flöte spielenden Pan; mittig sitzend der Berggott Tmolos, links nebst dem Bildrand Minerva und der von einem Putto bekrönte Apoll mit seiner Lyra, begleitet von Anhängerinnen. Nachdem sämtliche Gäste dem Spiel der Kontrahenten gelauscht haben, erklärt Tmolos Apoll zum Sieger des Wettstreits. Midas widerspricht törichterweise diesem Urteil und wird als Folge mit Eselsohren bestraft (vgl. Gutachten Dr. Ertz).