Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. Juni 2022, 15:00 Uhr

0143

„Bauer, Kaiser und Papst - "O Gott! Wen Du nicht woll'st und ich nichts thät - Ihr beide nichts zu Essen hät."“
Öl auf Leinwand (ohne Keilrahmen)
Bildfläche: 70 x 58 cm Leinwand: 74 x 61 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Karl Dinklage, Geschichte der Kärntner Landwirtschaft, Klagenfurt 1966, S. XXXI, Nr. 60 (Abb.)
Werner Drobesch/Claudia Fräss-Ehrfeld (Hgg.), Die Bauern werden frei. Innerösterreichs Landwirtschaft zwischen Beharren und Modernisierung im frühen 19. Jahrhundert, Klagenfurt 2007, Deckblatt (Farbabb.)

Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Ergebnis: € 12.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Hierarchie der drei Stände, an dessen unterster Stufe die Bauern stünden, wurde über Jahrhunderte in mittelalterlichen Darstellungen verbildlicht. Diese Ständelehre fundierte ideologisch die seit dem frühen Mittelalter geltende Feudalordnung. Im 18. Jahrhundert begann diese Vorstellung der „gottgewollten Ordnung“ zusehends zu bröckeln und ein neues Selbstbewusstsein der Bauern erstarkte, was auch in den neu entwickelten Motiven der bildenden Kunst abzulesen ist.
Der sozialkritische Inhalt des vorliegenden „ironischen“ Dreiständebildes wird durch die, den Figuren zugeordneten, Sprüche zum Ausdruck gebracht. Während beim Papst zu lesen ist: "Ich mit meiner Lehr hab viele 1000 Menschen belehrt.", ist dem Kaiser zugeordnet: "Und Ich mit meiner Macht hab soviel Länder und Leut an mich gebracht." Der kniende Bauer wendet sich jedoch direkt an den oben dargestellten Herrgott und entgegnet den beiden mächtigen Herren souverän: "O Gott! Wen Du nicht woll'st und ich nichts thät - Ihr beide nichts zu Essen hät.". Diese moralische Überlegenheit des einfachen Arbeiters über die Potentaten ist ein Motiv der ständekritischen Idee, die sich noch bis ins 20. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute.