Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. April 2022, 15:00 Uhr

0305

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Schüttbild mit Malhemd“
2011
Acryl auf weiß grundierter Jute und Baumwollhemd; ungerahmt
200 x 150 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 2011

Provenienz

italienische Privatsammlung

Handsigniertes und gestempeltes Fotozertifikat des Künstlers liegt bei.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 110.540 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hermann Nitsch, traditionsreichster Erneuerer der Kunstgeschichte, der in seinem umfassenden Werk Bezug nimmt auf Religionen und Kulte, die teils tausende Jahre zurückreichen, vertritt die Idee eines Gesamtkunstwerks, das radikal neu ist. Es sollen dabei alle fünf Sinne angesprochen werden. Diese Idee hat Nitsch zu seinen berühmt berüchtigten Orgien und theatralischen Aufführungen geführt. Die Malerei war stets ein Teil davon. Ab 1983 greift Nitsch diese wieder als eigenständiges Mittel auf, in der man eine Mannigfaltigkeit des Ausdrucks, der Farbwelten, der Möglichkeiten des Aufbringens von Farbe durch Rinnen, Schütten oder Verschmieren findet. Die Aktion steht auch dabei im Vordergrund. Die Farbe spielt im gesamten künstlerischen Werk eine zentrale Rolle. Sie übernimmt symbolische und expressive Werte.
Die Palette öffnet sich in den 1990er Jahren einem größeren Spektrum. Neben Rot, der intensivsten Farbe, die Leben und Tod bezeichnet, kommen zum Gelb die liturgischen Farben Violett, Blau, Grün und Weiß hinzu, welche sich auch im vorliegenden Werk wiederfinden. Ein wesentliches Merkmal in seinen Werken ist die zentrale Applikation des Malhemdes. In diesem spiegelt sich noch mehr der Malprozess wieder und wird für den Betrachter erfahrbar. Als Aktionist, Maler, Komponist und Bühnenbildner zählt Nitsch zu den vielseitigsten österreichischen Künstlern der Nachkriegszeit, dessen Werk einen einflussreichen, wertvollen Platz in der österreichischen und internationalen Kunstgeschichte einnimmt.

(Sophie Höfer)