Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

05. April 2022, 15:00 Uhr

0011

Josef Stoitzner

(Wien 1884 - 1951 Bramberg im Pinzgau)

„Winterliches Dorf im Pinzgau“
um 1945
Öl auf Leinwand auf Holz
88 x 99 cm (Rahmenausschnitt)
Signiert rechts unten: Josef Stoitzner

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Das Werk ist im Archiv von Jakob Wirz (Enkel von Josef Stoitzner) unter der Nummer WVJS 1.7.79. dokumentiert und wird in die Ergänzung zum Werkverzeichnis aufgenommen.

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Ergebnis: € 32.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Landschaftsdarstellung, welche die Ursprünglichkeit der Natur und das bäuerliche Leben in voller Schönheit zeigt, stellt in Josef Stoitzners Oeuvre die wichtigste Gattung dar. Ausgehend von den Gestaltungsprinzipien des Jugendstils fand Stoitzner zu seinem persönlichen Malstil, der zwischen graphischer Stilisierung und einer außergewöhnlichen Feinfühligkeit für malerisch-atmosphärische Erscheinungen liegt. Besonders charakteristisch ist die wohltuende Stille, die sich über das stets menschenleere Land legt, gleichwohl der Mensch durch Bauernhäuser, Zäune, Holzstapel oder ähnlichem seine Präsenz sichtbar macht. Das Gemälde „Winterliches Dorf vor Gebirge“ ist ein besonders schönes Beispiel dafür. Der Betrachter wird, vom unteren Bildrand ausgehend, zu einem winterlichen Spaziergang auf dem tief verschneiten Weg zum idyllisch gelegenen Dorf in der Bildmitte eingeladen. Ein wunderschönes Licht hat die stille Szene erfasst. Der frische Schnee, der sich über die Landschaft und auf die Dächer der Holzhäuser gelegt hat, erstrahlt in herrlichen hellen und weißen Farbtönen. Die Licht- und Schattenspiele auf dem Weg erzeugen eine fröhliche Lebendigkeit. Der Weg nimmt eine wichtige Position in der Komposition ein. Beidseitig von einem einfachen Holzzaun gesäumt führt links ein schneebedeckter Hang hinauf und rechts stehen Holzhäuser in schlichter Schönheit, deren Dächer eine reinweiße Schneedecke tragen. In der Bildmitte sowie links und rechts etwas weiter entfernt ragen kräftige Baumstämme mit winterlich, blattlosen Zweigen auf. Der kahle Baum, der sich mit seinem labyrinthischen Geflecht seiner Äste zeigt, knorrig und ausladend oder schlank, ist ein wiederkehrendes, beliebtes Motiv in Stoitzners Kunst. Der Blick des Betrachters führt dann weiter zum Berg, der sich mit Schneehängen und zahlreichen Nadelbäumen hinter dem Dorf majestätisch erhebt. Bereits zu Lebzeiten erfreuten sich die Landschaftsbilder des erfolgreichen Künstlers großer Beliebtheit. Im Besonderen beim städtischen Bürgertum wurde die Sehnsucht nach unberührter Natur, abseits von Lärm und Hektik der Stadt, geweckt. Stoitzner ist für seine feine Beobachtungsgabe und seinen äußerst präzisen, detailreichen und anspruchsvollen, bisweilen grafisch anmutendern Malstil bekannt geworden. Das vorliegende Werk ist ein außergewöhnlich schönes Beispiel dafür und steht exemplarisch für sein Oeuvre sowie auch für seine herausragende Fähigkeit, eine stimmungsvolle Atmosphäre wiederzugeben.
(Sophie Höfer)