Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

09. März 2022

1009

Halbsäulenpaar

Spanien, um 1550
Nussholz; Halbsäulenpaar mit Akanthus-, Bogen- und Groteskenornamentik; originale Fassung und Vergoldung
H. 135 cm

Literatur

vgl. César G. Alvarez, El simbolismo del grutesco renacentista, Léon 2001, Abb. 83

Schätzpreis: € 7.500 - 15.000
Auktion ist beendet.

Ikonographisch sind die beiden Säulen als chronologisch aufeinander folgend zu behandeln. Die linke Säule zeigt neben der Ornamentik einen Knaben in kämpferischer Pose sowie eine Maske mit Eselsohren. Zweifelsfrei sind die Eselsohren als Verweis auf König Midas und somit als Versinnbildlichung von Habgier und Dummheit zu interpretieren: Der tugendhafte Knabe im Kampf gegen das Laster. Bei der zweiten Halbsäule scheint der Knabe gegen die Untugend gesiegt zu haben: Die Maske, deren Mund und Augen nun geschlossen sind, ist mit Waffen im Kopf trophäenartig dargestellt. Doch der Sieg über das Laster erfolgt nicht im irdischen Reich. Hierfür spricht das Motiv der Tritonen, die als Seelengeleiter zu interpretieren sind, der Totenschädel am Säulenfuß sowie der Puttenkopf im oberen Bereich, der den Eingang zum Himmelreich symbolisiert. Während die linke Säule somit dem Kampf des Lebens gegen die Untugend symbolisiert, versinnbildlicht die rechte Säule den Sieg über diese, der erst im Tod errungen wird.