Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3013

Jakob Gasteiger*

(Salzburg 1953)

„o.T.“
1996
Acryl auf Leinwand; ungerahmt
270 x 180 cm
Rückseitig signiert und datiert: Jakob Gasteiger 7.7.1996

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Jakob Gasteigers Kunst nahm ihren Anfang in den 1980er Jahren, als er begann sich intensiv mit der Farbe als Material auseinanderzusetzen. Über das Erproben verschiedener Farbqualitäten, wie etwa Lack, Acryl oder Ölfarbe, sowie dem Ausprobieren von unterschiedlichen Techniken und im Speziellen durch das Experimentieren mit den Möglichkeiten des Farbauftrags, wie Schütten, Tropfen, Kämmen oder Spachteln, gelangt Gasteiger schließlich zu einer minimalisierten und reduktiven Bildsprache. Monochrome Oberflächen und einfache lineare Bildelemente bestimmen die Kunst Gasteigers ab Mitte der Achtzigerjahre.

In weiterer Folge rücken der Prozess selber und damit auch das Prinzip der Wiederholung und Ritualisierung sowie das serielle Schaffen ins Zentrum seines Interesses. Er arbeitet seine gewählten Stilmittel und seine spezialisierte Technik, die Farbe mit dem Ziehen eines Kammwerkzeugs auf dem Bildträger zu verteilen, immer perfektionierter und signifikanter heraus. Mit diesem bevorzugten Malwerkzeug können feine oder scharfkantige, breit auseinander liegende oder schmale Furchen in der Farbe erzeugt werden. Den Ablauf der Bildentstehung legt der Künstler dabei vorher fest. Er möchte sich als Subjekt bei der künstlerischen Arbeit ganz zurücknehmen und persönliche Stimmungen vermeiden. Er spielt jedoch mit Format, Texturen und Strukturen.

Im vorliegenden Bild von Jakob Gasteiger aus dem Jahr 1996 hat er die Bewegung des Kammwerkzeugs auf der hochformatigen Bildfläche ausschließlich vertikal durchgeführt. Der gesättigte, dicke Auftrag der Farbe auf die Leinwand und die Bewegung des Durchkämmens führen zu einer interessanten Vermischung der beiden absoluten Endpunkte der Farbigkeit Schwarz und Weiß. Es entsteht ein beeindruckender Hell-Dunkel-Effekt, der auch zu einer räumlichen Wirkung in die Tiefe des Bildgrundes führt. Die Grate durchziehen die bichrome Farbe gleichmäßig und bei näherer Betrachtung wird die Körperlichkeit des Farbauftrags deutlich. Gasteiger fordert den Betrachter mit seiner Kunst auf, sich über den ersten Blick hinaus auf minimale Differenzierungen in seinen Bildern einzulassen, um das ganze Wesen seiner Kunst, die für ihn Skulptur, Plastik und Malerei einschließt, erfassen zu können. Durch diese Sensibilisierung in der Wahrnehmung kann sich der Betrachter der ganzen Schönheit durch Reduktion, Farbigkeit und Ästhetik seiner Werke hingeben.

(Sophie Höfer)