Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3052

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Schüttbild“
2009
Öl auf Leinwand; gerahmt
150 x 200 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 09

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hermann Nitsch versteht sein Schaffen als Gesamtkunstwerk, in dem seine aufwühlenden Aktionen, die Malerei, selbst komponierte Musik sowie seine Texte zu Inszenierungen zusammengefügt werden, die die Sinne und ursprünglichsten Emotionen der Zuschauer und Teilnehmer ansprechen und aufrütteln sollen. Den Höhepunkt dieser Gesamtkunstwerke bilden die Vorgänge in seinem Orgien-Mysterien-Theater, in dessen Rahmen der Künstler das Leben als Passion deutet, wobei er den Malprozess als verdichtetes Leben und somit als deren Inbegriff interpretiert. Neben Fleisch und Blut verwendet Nitsch auch Farbe: Anfangs monochrom in Rot gehalten, kombiniert er ab Mitte der 1980er-Jahre auch andere intensive Farbtöne, deren Wirkung und Symbolik zunehmend für ihn an Bedeutung gewinnen. Die Farben werden dabei kübelweise verschüttet, verspritzt, rinnen über die Leinwände und werden mit Händen, Füßen oder Besen aufgetragen. Dabei dirigiert der Künstler oft ganze Scharen von Assistenten oder Teilnehmern, die die Bilder mit ihren Körpern bearbeiten, die Farbe verteilen, verschmieren oder über die Leinwände marschieren, während das Geschehen von Zuschauern, Fotografen und Journalisten beobachtet und dokumentiert wird. Dieser urkünstlerische Prozess kann und soll sinnliche Erregung hervorrufen und zu intensivem Empfinden bei den Mitwirkenden führen, idealerweise auch auf das Publikum übergehen.

Malerei ist bei Nitsch stets gleichzeitig Ursprung und das verdichtete Ergebnis der Aktionen. Diese abstrakten Schüttbilder haben zum Teil gigantische Größen und wurden weltweit gefeiert, umso mehr als die nervenaufreibenden Aktionen Nitschs nicht nur Begeisterung, sondern auch Unverständnis sowie eine Welle der Empörung auslösten und heftige Diskussionen hervorriefen. Bis heute zählt Hermann Nitsch zu den umstrittensten, aber auch wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten Österreichs.

(Ina Waldstein)