Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3046

Alfred Hrdlicka*

(Wien 1928 - 2009 Wien)

„Entwurf für Relief "Brudermord"“
1971
Bronze
31 x 92 x 10,5 cm
Seitlich am Rand signiert und datiert: A. Hrdlicka 71
Seitlich am Rand bezeichnet: A. Zöttl Wien
Gießer: Alfred Zöttl

Provenienz

Nachlass Hubert Pfoch, Wien;
Privatbesitz, Wien

Literatur

Michael Lewin, Alfred Hrdlicka - Das Gesamtwerk Bildhauerei, Wien - Zürich 1987, S. 213, Abb. 113/a.

Diese Skulptur ist im Werkverzeichnis unter der Nr. 113/a verzeichnet.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Alfred Hrdlicka verstand sich und seine Kunst als Sprachrohr für die Unterdrückten und Verfolgten, politisch wie gesellschaftlich. Für ihn hatte Kunst die klare Aufgabe, Stellung zu beziehen und Missstände aufzuzeigen, den Finger in die Wunde zu legen. Die dunklen Seiten der Menschheit wie Gewalt, Krieg, Tod und Faschismus, Wut und Ohnmacht gegenüber menschlichen Verbrechen veranlassten ihn, mit künstlerischen Ausdrucksmitteln, aber auch bewusst politisch, die Abgründe und Extreme der menschlichen Existenz zu zeigen.
Obwohl Atheist, zog es Hrdlicka dabei immer wieder zu christlichen Themen: die Bibel mit ihren Urbildern von Brudermord, geschundenen Menschen und geschändeter Menschlichkeit faszinierte ihn zeitlebens und bot ihm reiche Motive.

Entgegen den zeitgenössischen Tendenzen in der Kunst lehnte er dabei jede Form der Abstrahierung ab, sondern blieb bei einem stets dem Realismus verpflichteten, figürlich-expressiven Stil, was teilweise auf Unverständnis und Widerstand stieß.
„H.s Geschlagene, Geschundene, seine Erniedrigten und Beleidigten, seine Gekreuzigten, aber auch seine Figuren aus der Mythologie, sein Orpheus, sein Marsyas und seine Triumphierenden sind in jeder Fiber ihres Wesens Menschen unserer Tage, und sie sind Zeugnisse einer legitimen Weise moderner Bildhauerei, die so authentisch, so von heute ist wie jeder echte andere Avantgardismus auch.“ (Johann Muschik, Österreichische Plastik seit 1945, Wien 1966, S. 19)

Hrdlicka lebte „einen schonungslosen Humanismus, der auch Mord und Terror und sexuelle Brutalität mit expressiven Stilmitteln und bisweilen schockierender Deutlichkeit vor Augen führt“. (Oskar Lafontaine in: Barbara Hrdlicka (Hg.), Alfred Hrdlicka – Zeichnungen, Harenberg Edition, Dortmund 1994, S. 304)

(Ina Waldstein)