Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3008

Gunter Damisch*

(Steyr 1958 - 2016 Wien)

„Flämmler im Gelb“
2007
Öl auf Leinwand; ungerahmt
200 x 210 cm
Rückseitig signiert und datiert: G Damisch 2007

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 42.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Gunter Damisch gilt als einer der Hauptvertreter der „Neuen Wilden“ in Österreich, wie die Protagonisten einer vor allem in der Malerei manifest gewordenen stilistischen Strömung der achtziger Jahre genannt werden. Diese propagieren das Tafelbild als „neues altes“ Medium und betonten dessen spezifische Qualitäten. Bezeichnend für diese Richtung sind farbenreiche, mit expressiver Geste gemalte Bilder, in denen die Farbe als Gestaltungsmittel oft auch plastisch hervorgehoben und der Pinselstrich erkennbar belassen wird.

Wir blicken auf eine dichtbevölkerte Fläche, wo Figuren dicht an dicht nebeneinander gereiht stehen und nur wenig vom gelben Bildgrund freilassen: ein Horror Vacui im Sinne des Aristoteles, der damit das Phänomen bezeichnet, dass es in der Natur keinen Raum ohne Materie gibt, und der in der Kunst das Bedürfnis umschreibt, jede kleinste Fläche mit Figuralem oder Ornamentalen auszufüllen. In verschiedenen Größen und Farben, liegend und stehend, drängen sich die „Steher“ oder „Flämmler“ – wie der Künstler selbst sie bezeichnet – aneinander, wenden sich zueinander oder voneinander weg, streben nach oben über den Bildrand hinaus oder werden von den Rändern beschnitten. Sie sind „sich der Schwerkraft enthebende Figuren, die kaum Extremitäten haben und zu schweben scheinen – Figuren, die sich in einem fließenden, strömenden System befinden… begrifflich eher gasförmige Gestalten – die Verbinder zwischen den Welten." (Günter Bucher (Hg.), Gunter Damisch. Weltwegschlingen. Zeichnungen/Malerei, 1997-2010, Hohenems-Wien 2012, S. 8) Und die „Welten“ sind jene vielen kleinen stacheligen Kreisformen im Bild, die bei näherer Betrachtung von weiteren „Flämmlern“ dicht besiedelt sind. Selbst die Stacheln sind eigentlich „Steher“, die ihre Köpfe neugierig emporrecken. Es ist ein unglaublicher Makrokosmos, den der Künstler hier vor uns ausbreitet und mit seinem archetypischen Formenvokabular zum Leben erweckt. Noch selten hat man eine derart belebte Malfläche erlebt, ein kosmologisches Wimmelbild.

In seinen Bildern macht sich Gunter Damisch auf die Suche nach nichts Geringerem „als dem Geheimnis des Leben“. (Gunter Damisch. Aus dem Weltengarten, Landesgalerie Oberösterreich, Kunsthalle in Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen, Ausstellungskatalog, Linz-Emden 1999, S. 156)

(Sophie Cieslar)