Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3021

Hans Bischoffshausen*

(Feld am See/Kärnten 1927 - 1987 Villach)

„"Moi"“
1971
Mischtechnik, Pinsel auf Holz; gerahmt
45 x 45 cm
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Bischoffshausen 71 Wien "Moi"

Provenienz

1971 direkt vom Künstler erworben;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

"Moi", französisch "ich", benannte Hans Bischoffshausen dieses Werk und deklarierte es damit gewissermaßen als Selbstporträt. Er reflektiert darin sein Künstlersein, das er stets in voller Konsequenz und ohne Rücksicht auf Verluste lebte. "Moi" entstand 1971, einem Jahr privater wie beruflicher Umbrüche für Bischoffshausen. Nachdem er mehr als 10 Jahre in Paris gelebt hatte und sich dort auch als Künstler etablieren konnte, beschloss er, seine Zelte in Frankreich abzubrechen und nach Wien zu ziehen. Ein Jahr lang bemühte er sich vergebens, in der von Rohsmann als "hermetisch" beschriebenen Wiener Szene Fuß zu fassen, bis er den Versuch verzagt abbrach und sich ins heimatliche Villach zurückzog. Auch künstlerisch bedeutete der Wegzug aus Paris eine Zäsur – beinahe entsteht der Eindruck, Bischoffshausen wollte sich als Maler neu erfinden. In Wien verließ er die strenge Monochromie und schuf Bilder in pastelligen Tönen, auch stellte er Versuche an, Strukturen aus Holzteilen auf den Fond aufzusetzen. Doch fand er noch nicht zu wirklich stimmigen Lösungen, die neuen Ansätze überzeugend und authentisch in sein Schaffen zu integrieren. Das „Wiener Intermezzo“ war für Bischoffshausen in vielerlei Hinsicht ein Ringen: Ein Ringen um Anerkennung und Akzeptanz, ein Ringen, sich am Wiener Parkett zu etablieren, ein Ringen um eine neue künstlerische Ausdrucksform, ja womöglich um die eigene Identität als Maler. Das vorliegende Werk bringt all das pointiert zum Ausdruck.

Dass Bischoffshausen mit dem Pinsel ein vorgefundenes Objekt, gewissermaßen ein objet trouvé, prominent in ein Werk integriert, mag so manche*n überraschen, ist aber eine Praxis, die sich durch sein Schaffen zieht. „Material trouvé ist bereits geistig durchdrungen, wenn es vom Künstler apperzipiert wird“ vermerkte er 1959 in seinem Tagebuch (zit. nach Rohsmann, 1991, S. 63) und verarbeitete in seinen Werken u.a. Ringschrauben, Wellpappe, Würfelzucker, Kabelklemmen, Rasterbleche, Reis, aber auch Spielkarten (Serie Kabalische Anarchie) oder alte Bettwäsche (Serie Keuschheitsnegligé). An diesen Materialien interessierte ihn entweder deren immanente Struktur oder aber – wie auch im vorliegenden Fall – ihre Geschichte.

(Clara Kaufmann)