Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Juli 2021, 17:00 Uhr

2562

Giselbert Hoke*

(Warnsdorf 1927 - 2015 Klagenfurt)

„o.T.“
Lithografie; ungerahmt
76,2 x 64 cm
Bezeichnet links oben im Druck: STEIN 48
Handschriftlich signiert rechts unten: Giselbert Hoke

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 500 - 1.000
Ergebnis: € 1.280 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Kat.-Nr.: 2562 - 2572

„Die Natur ist nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe.“ (Paul Cézanne, Gottfried Layr, Kurt Panzenberger, Österreichische Aquarellisten der Gegenwart, Wien 1984, S. 22)

Diese neuartige Betrachtungsweise revolutioniert die Welt der Kunst. Auf einmal rückt das Nicht-Sichtbare, das unter der Oberfläche Verborgene in den Fokus. Maler wollen ihre Empfindungen und Leidenschaften wiedergeben, seelische Zustände sollen im Bild dargestellt werden. Dabei ist die Präzision der Wiedergabe nicht mehr wichtig. „Denn nicht um das Ewig-Schöne kämpfen wir, sondern um das Ewig-Lebendige.“ (Layr, Panzenberger, S. 23) Kunst stößt in eine andere Dimension vor, aus der dienenden in eine fordernde Rolle, damit hat sie sich einen Freiraum geschaffen, den sie rasch mit einer unheimlichen künstlerischen Vielfalt und Fantasie auszufüllen beginnt. Die Themen werden persönlicher, Künstler legen ihr Innerstes offen, verlieren Distanz und werden verwundbarer. Das ist oft ein schwieriger, schmerzhafter Prozess, dem vielfach mit der Ablehnung und dem Unverständnis des Publikums begegnet wird. Ein Unverständnis, mit dem sich auch Giselbert Hoke immer wieder konfrontiert sieht. So sorgen die heute unter Denkmalschutz stehenden Fresken im Klagenfurter Hauptbahnhof, die der Künstler 1950 bis 1956 anfertigt, damals für einen handfesten Skandal.

Giselbert Hokes Kunst ist ohne den Expressionismus eines Egon Schiele, Richard Gerstls und Oskar Kokoschkas und ohne die Psychoanalyse Sigmund Freuds nicht denkbar. Sein zarter, bisweilen nervöser Strich verrät eine unglaubliche Sensibilität. „Hoke ist kein Maler der Oberfläche, sondern einer jener Kräfte, die von den Menschen unbeherrscht und ihnen nicht erreichbar aus der Tiefe wirken.“ (Peter Rosei, 1973 in: Layr, Panzenberger, S. 88)

Über einen Zeitraum von dreißig Jahren erstreckt sich der folgende Einblick in das grafische Schaffen von Giselbert Hoke. Aktbilder, Frauenbildnisse, Landschaften und surreale Interieurs sind wiederkehrende Themen. Seine Frauen sind scheue, zerbrechliche Wesen, selbst wenn sie sich als Aktdarstellung den Blicken des Betrachters schutzlos ausliefern. Hokes Bildräume sind magisch, voller symbolischer Anspielungen, in der Farbigkeit stets sehr verhalten. „Überall gibt es Farben in vielen Variationen – auch bei Dunkelheit. Für mich kann ein Braun, ein Schwarz mit etwas Rot viel mehr sein als alle Buntheit“, erklärt der Künstler (Giselbert Hoke, Ausstellungskatalog, Kunsthandel Widder, Wien 2009, S. 18).
Seine Arbeiten sind spontan, intuitiv und tiefgründig. Er sagt: „Es ist so, als wäre das, was ich sehe, dann in mir...“ (Widder, S. 20)

(Sophie Cieslar)