Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Juli 2021, 17:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

2301

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Schüttbild“
2013
Acryl auf Leinwand; ungerahmt
200 x 300 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 2013

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Eine Expertise des Atelier Hermann Nitsch liegt bei.
Diese Arbeit ist unter der Archivnummer 529 verzeichnet.

Schätzpreis: € 60.000 - 120.000
Ergebnis: € 92.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hermann Nitsch wurde 1938 in Wien geboren. An der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien erwarb er sein Diplom und arbeitete ab 1957 für einige Zeit im Technischen Museum als Gebrauchsgrafiker. Als Aktionist, Maler, Komponist und Bühnenbildner zählt er zu den vielseitigsten österreichischen Künstlern der Nachkriegszeit.

Durch die Ausstellung „Junge Maler der Gegenwart“ (1959) inspiriert, begann er 1960 erstmals mit der Produktion von Schüttbildern. Die Ablösung der Malerei von ihrer traditionellen erzählerischen, abbildenden Funktion löste eine intensive Beschäftigung mit den Möglichkeiten des Rinnens, Schüttens und Schmierens aus. Nitsch begann mit seinem ganzen Körper und der Impulsivität von Gefühlseruptionen Leinwände zu bearbeiten. Die Farbe wurde flüssig oder pastos aufgetragen, mit dem Pinsel gemalt, geschüttet, gespritzt oder mit der Hand verschmiert, um dem Unbewussten in einem sinnlich-erregten Produktionsvorgang Ausdruck zu geben.

Gemeinsam mit Günter Brus, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler gründete Nitsch den „Wiener Aktionismus“. Aktionen wie »Die Blutorgel« sorgten dafür, dass er bald zu einer der umstrittensten Künstlerpersönlichkeiten Österreichs wurde, was ihn in steten Konflikt mit den Behörden und mehrfach ins Gefängnis brachte. Das Publikum reagierte sowohl begeistert als auch schockiert und angewidert. In seinem „Orgien Mysterien Theater“ vereinigte Nitsch Malerei, Aktion, Theater und Konzert und forderte den Einsatz aller fünf Sinne. Er interpretierte das Leben als Passion, den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion. Der Betrachter sollte sich mit dem Malvorgang identifizieren und ins Bild eintreten. Diese religiös-überhöhte Deutung führte aber auch zu Ablehnung bei einigen seiner Kollegen.

Ab 1983 nahm Nitsch die Malerei wieder auf. Neben der stets wichtigsten Farbe Rot – Sinnbild für Liebe, Fleisch, Blut und Tod – verwendete er nun auch Schwarz, Gelb sowie die liturgischen Farben Violett, Blau, Grün und Weiß, deren Symbolcharakter er bewusst einsetzte. Die Malerei blieb bei Nitsch jedoch stets eng verbunden mit den eigentlichen theatralischen Aktionen.

(Ina Waldstein)