Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

07. Juli 2021, 16:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

1201

Rudolf von Alt

(Wien 1812 - 1905 Wien)

„Blick vom Basteipavillion vor dem Stadtpalais Liechtenstein auf die Votivkirche in Wien“
1873
Aquarell auf Papier
52 x 42 cm
Signiert und datiert links unten: R Alt (1)873

Provenienz

Dorotheum Wien, 28.11.1967, Nr. 141, Tafel 87 (SW-Abb.) ("Blick von der Bellaria auf die Votivkirche in Wien");
österreichische Privatsammlung

Literatur

Walter Koschatzky, Rudolf von Alt. Mit einer Sammlung von Werken der Malerfamilie Alt der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG, Wien/Köln/Weimar 2001², S. 385, WV-Nr. 73/08 (falsch betitelt als "Blick von der Bellaria auf die Votivkirche in Wien")

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1873 malte Rudolf von Alt einige Ansichten, die in Zusammenhang mit der Neugestaltung der Wiener Ringstraße standen. Auch unser Blatt zeigt den Blick zum Ring mit seinen zum Teil noch in Bau befindlichen Gebäuden. Der Neubau, der direkt an dieser Prunkstraße liegenden Universität, existiert noch nicht, hingegen das sich dahinter befindliche, noch eingerüstete Korpskommandogebäude (Bauzeit: 1871-1874), welches sich in der Ebendorferstraße befand und im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Rechts davon, im Hintergrund, ist die Schwarzspanierkirche zu sehen, daneben die neugotische Votivkirche.

Rudolf von Alt befand sich auf der mit einem blühenden Oleander geschmückten Terrasse des Basteipavillons des Fürsten Liechtenstein. Diese, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konzipierte „Villa auf der Bastei“ mit Garten und zeltartigem Gartenhaus, schloss direkt an das barocke Stadtpalais an und wurde vom Fürsten für private Zwecke genutzt. Bereits 1837 gab es Pläne für einen Verbindungsgang zwischen dem Palais und dem „Basteigärtchen“, aber erst 1845 war der Bau so weit fortgeschritten, dass an die mobile Innenausstattung gedacht werden konnte. Alle Räume waren mit kostbaren Materialien ausgestattet. Peter Hubert Desvignes (1804-1883) war von 1837-1849 Hausarchitekt von Fürst Alois II. (1796-1858). Er war einerseits für die Neo-Rokoko-Neugestaltung des Palais in der Bankgasse verantwortlich, und zusätzlich wohl auch für die Ausführung des Neubaus des Basteipavillons. Der Abbruch dieses architektonischen Kleinods erfolgte im Jahr 1874, im Zuge der Demolierung des letzten Teilstücks der Löwelbastei. (Vgl. Johann Kräftner, Das Stadtpalais der Liechtenstein, Wien 2015, S. 221-227)

Für die Sammlung des Fürsten fertigte Rudolf von Alt bereits 1850 zwei Ansichten des extravaganten Gartenhäuschens an – eine Tag- und eine Nachtansicht (siehe Kräftner, 2015, Abb. S. 225). Bei vorliegendem Blatt konzentrierte sich der Künstler jedoch auf die unmittelbare Umgebung, konnte er doch ein Jahr vor der Demolierung des Liechtenstein’schen Bauwerks einen Ausblick festhalten, der bereits wenige Monate später, auch durch den Bau des neuen k.k. Hofburgtheaters (Bauzeit: 1874-1888), so im Stadtbild von Wien nicht mehr zu finden war. (MS)