Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

07. Juli 2021, 16:00 Uhr

1205

Rudolf von Alt

(Wien 1812 - 1905 Wien)

„Blick von der Dorotheenbaude auf die Hügel und Wälder bei Schloß Grätz“
1845
Aquarell auf Papier (ungerahmt)
31,5 x 43,5 cm
Signiert und datiert links unten: R. Alt / 1845
Auf altem Etikett (nur mehr als Foto vorhanden) bezeichnet: Rud. Alt 1845 / Marienbad / "Dorotheenbaude" / Zur Erinnerung an / Dorothea Herzogin / von Kurland, geb. Gfin. Medem, / die diesen Aussichtspunkt für / sich erkor

Provenienz

wohl Dr. Robert Schaub, Wien (laut Koschatzky);
in den 1970er Jahren im österreichischen Kunsthandel erstanden;
seither Privatbesitz, Österreich

Ausstellung

1892 Wien, Künstlerhaus, Nr. 360 oder 429;
1970 Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Nr. 7 (SW-Abb.)

Literatur

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Hg.), Österreichische Malerei des 19. Jahrhunderts. Aus Privatbesitz, Innsbruck Juni-August 1970, Nr. 7 (SW-Abb.);
Vgl. Walter Koschatzky, Rudolf von Alt. Mit einer Sammlung von Werken der Malerfamilie Alt der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG, Wien/Köln/Weimar 2001², S. 373, Nr. 45/16 bis 45/18

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 12.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im Jahr 1843 reiste Rudolf von Alt zum ersten Mal nach Grätz bei Troppau, an der Grenze zwischen Mähren und Schlesien. Er folgte einer Einladung des Fürsten Lichnowsky, welcher ihn beauftragte, Interieurs seines Schlosses anzufertigen. Dieser Auftrag beschäftigte den Künstler über mehrere Jahre hinweg, und er arbeitete in der Folge bis 1847 immer wieder auf Schloss Grätz, wo eine umfangreiche Serie von Ansichten und Interieurs entstand. Im Wiener Künstlerhaus fand 1892 die Jubiläumsausstellung zu Alts 80. Geburtstag statt, der Katalog dazu listet allein 12 dieser Schloss-Ansichten.

Unser Blatt ist mit 1845 datiert und zeigt die Umgebung des Lichnowsky'schen Schlosses. Alt porträtierte die von bewaldeten Hügeln dominierte und vom Fluss Mohra (Moravice) geprägte Landschaft von einer beliebten Schützhütte aus. Es handelt sich, wie auch im Aquarell schriftlich festgehalten, um die Dorotheenbaude, benannt nach Dorothea Herzogin von Kurland (1761-1821), die ein gerne gesehener Gast auf Schloss Grätz war. Die rustikale Architektur der Baude, mit dem aus Baumstämmen gezimmerten Balkongeländer und den zu Säulen umfunktionierten Birkenstämmen, sowie dem strohgedeckten Dach, bildet einen zusätzlichen Rahmen für die Landschaft und suggeriert dem Betrachter, direkt auf einer Aussichtsplattform zu stehen.

Alt verband mit dieser pittoresken Gegend auch persönliche Erinnerungen. Lebten doch Verwandte der Ehefrau seines Bruders Karl in Grätz. Bei einem Besuch dort lernte er Bertha Maliczek kennen, die er im Jahr 1846 in Troppau heiratete. Sie war seine zweite Frau, mit der er 35 Jahre lang eine glückliche Ehe führte. (MS)