Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

07. Juli 2021, 14:00 Uhr

1098

„Christus auf dem kalten Stein“
um 1600
Öl auf Holz
54 x 36,5 cm
Rückseitig Panelmachermarke F/VT (wohl Franchoys van Thienen) und Brandzeichen der Stadt Antwerpen (Hände und Burg)

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Die Ikonographie von „Christus auf dem kalten Stein“ ist ein Teil der Leidensgeschichte Jesu. Auch unter den Bezeichnungen „Christi letzte Rast“ oder „Christus im Elend“, stellt sie einen dornengekrönten Jesus dar, der sitzend und in sich versunken sein Schicksal erwartet. Die Darstellung des einsam sitzenden Christus findet sich häufiger in der Skulptur und ist in der Malerei sehr selten.
Eine der bekanntesten Bildfindungen des Themas stammt von Jan Gossaert (1478-1532) und wird in das Jahr 1527 datiert (vgl. Szépmuvészeti Muzeum, Budapest, Inv. Nr. 4362) – von dieser Komposition existieren mehrere zeitgenössische Kopien und sie war wohl für die nachfolgende Künstlergeneration prägend. Vorliegendes Werk interpretiert diese Grundidee jedoch neu, indem Christus zwar demütig, aber durch die gesamte Längung der Darstellung über alles erhaben erscheint.
Eine Version des vorliegenden Gemäldes (beschrieben als Antwerpener Schule, 16. Jahrhundert) befindet sich im Begijnhofmuseum in Turnhout. In den flämischen Beginenhöfen der Zeit gab es ein besonderes Interesse an der Passion Christi und der Identifikation durch die Symbolik des irdischen und spirituellen Leidens. Dies führte zur Entstehung zahlreicher Kunstwerke mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte, wie auch das Ecce Homo oder Pietàs.