Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

05. Mai 2021, 16:00 Uhr

0594

Alfred Hrdlicka*

(Wien 1928 - 2009 Wien)

„Die Nachtwache“
1968
Ätzung, Kaltnadel, Stichel, Roulette, Polierstahl, Mezzotinto, Mezzotinto geschabt und Schmirgelpapier auf Kupfer; Farbdruck von einer Platte
63 x 90 cm (Blattmaß); 49,5 x 59 cm (Darstellung)
Handschriftlich bezeichnet, datiert und signiert unten: E.A. 1998 Ihr Alfred Hrdlicka Alfred Hrdlicka 1968

Literatur

vgl. Michael Lewin, Alfred Hrdlicka. Druckgraphik, Berlin 1989, S. 216.

Schätzpreis: € 300 - 600
Ergebnis: € 1.408 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Alfred Hrdlickas umfangreiches druckgrafisches Werk steht seinen bildhauerischen Arbeiten gleichbedeutend gegenüber und besitzt ebensolche Intensität. Seine Linoldrucke, Lithografien und die unzähligen variantenreichen Radierungen zeugen von höchster handwerklicher Perfektion, die sich der Künstler bereits während seiner Studienzeit aneignete. In offenen Zyklen, aber auch in Einzelblättern beschäftigt sich Hrdlicka hauptsächlich mit historischen Ereignissen, sowie mit biblischen und mythologischen Erzählungen. Darüber hinaus sind zahlreiche seiner Arbeiten von Literatur und Musik inspiriert – etwa von Schubert, Shakespeare, Tolstoi und Canetti.

Hrdlickas satirisch-düstere Darstellungen behandeln Geschichten über Liebe, Lust, Leid, Sexualität, Macht, Krankheit, Gewalt und Tod. Einzelschicksale und kollektive Dramen illustrierte und kommentierte der Künstler mit schonungslosem Realismus. In seinen meist chaotisch und bühnenhaft wirkenden Szenen drängen sich bisweilen karikaturartige und barock anmutende Leiber, die detailgenau oder auch skizzenhaft-fragmentiert, sowohl grob als auch zart ausgeführt sein können. Seelische Abgründe manifestieren sich in Figuren wie Amnon, der Prostituierten Martha Beck oder den Psychiatrie-Patienten, die Hrdlicka über einen längeren Zeitraum beobachtet hatte. Ob historische Quelle, Alltagserfahrung oder fiktive Erzählung – Hdrlicka wählt für seine Darstellungen stets Stoff mit sozialkritischer und politischer Ladung, welche seinem Oeuvre zeitlose Aktualität verschafft.
(Isabell Kneidinger)