Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

04. Mai 2021, 16:00 Uhr

0013

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Afrikanische Stadt“
1928
Öl auf Leinwand
140 x 140 cm
Signiert links unten: N. Br. Roth
Rückseitig am Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: 623 Afrikanische Stadt, Öl sowie mit Atelierstempel
Ölstudie "Chrysanthemen" rückseitig, am Keilrahmen rückseitig eigenhändig bezeichnet (auf dem Kopf stehend): 469 "Chrysanthemen", Öl, Bresslern-Roth / Graz, Langegasse 29
Künstlerhaus-Etikett rückseitig am Keilrahmen: 1928 / 1688 (von Herrn Nikolaus Domes, Künstlerhaus Archiv Wien, bestätigt)

Provenienz

um 1930 erworben, seither in Familienbesitz, Privatbesitz Österreich

Literatur

Leo Singer, Norbertine von Bresslern-Roth, Painter of animal life, in: The Studio 102, 464, London 1931, S. 293;
Reclam Universum 1932, o. S.;
Max Hayek, Realism and fantasy. Decorative Studies of animal life, in: The Illustrated London News 183, London 1933, S. 687;
Neue Monats-Hefte Uhu, 1934/2/2, S. 43;
Deutsche Jagd, Berlin, München, 1934/11/4, S. 597;
Max Hayek, Die Tiermalerin Norbertine von Bresslern-Roth, in: Neue Wochen-Illustrierte 12, 20, Wien, 19.05.1935, S. 469;
Sie und Er 16, Zofingen, 18.04.1936, S. 402;
Max Hayek, Norbertine von Bresslern-Roth. Eine österreichische Malerin, in: Deutscher Hausschatz 8, München 1937, S. 335;
Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 25;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26.10.2016-17.04.2017, Graz 2016, WV-Nr. 58 (m. Abb.) sowie Abb. S. 132

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Ergebnis: € 197.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1928 unternahm die Künstlerin Norbertine Bresslern-Roth zusammen mit ihrem Ehemann Georg Bresslern eine Reise nach Tripolis in Libyen. Zahlreiche Skizzen, Aquarelle und Fotos zeugen von der Faszination, die der Orient auf das Ehepaar ausgeübt haben musste. Mehrere Ölgemälde und Druckgrafiken entstanden in Nachwirkung der in Libyen gewonnenen Eindrücke, darunter auch das Gemälde „Afrikanische Stadt“. Es zeigt eine arabische Stadt in der Vogelperspektive. Im Vordergrund fliegt ein Schwarm Ibisse über die Häuser und das bunte Gewimmel in den Straßen hinweg. Mehrere Bildebenen werden dabei übereinandergesetzt: Die mit ausgebreiteten Flügeln einheitlich in eine Richtung fliegenden Vögel, darunter die vielfarbige Stadtarchitektur und zuletzt das rege Treiben der Menschen und ihrer Nutztiere in den Straßen. Es ist die Darstellung zweier Lebenswelten, die zwar nebeneinander agieren, jedoch nicht miteinander: die der wild lebenden Tiere und die der Menschen und ihrer domestizierten Tiere. Verbunden werden diese Ebenen lediglich durch den Blick eines Mannes, der auf einem der Hausdächer steht und zu dem vorbeiziehenden Vogelschwarm in den Himmel blickt.

Schon bei den Aquarellen, die vor Ort in Tripolis entstanden sind, ist das intensive Kolorit besonders markant. Diese Hinwendung zur satten Farbigkeit behält Bresslern-Roth bis in ihr Alterswerk bei. Auf Details, beispielsweise die Gesichter der Dargestellten, wurde bewusst verzichtet. Auch die Architektur reduziert die Künstlerin auf wenige geometrische Formen. Zeitgenössische Kunstströmungen – vor allem die Abstraktion – lehnt die Künstlerin entschieden ab: „Verzichten auf natürliche Formen kann ich nicht, weil ich sie zu sehr liebe. Es würde nicht zu meinem ganzen Wesen passen.“ (Interview mit Trude Aldrian, ehemals Leiterin der Neuen Galerie, 1961). Ihre Lehrer waren Alfred Schrötter-Kristelli (Graz), Hans von Hayek (Dachau) und Ferdinand Schmutzer (Wien).

Nicht nur orientalische Szenen brachte Bresslern-Roth auf die Leinwand oder das Papier. Auch exotische Tropenwälder und arktische bzw. antarktische Eiswüsten waren neben der heimischen Fauna und Flora immer wieder Themen, denen sie sich widmete. Trotz der offensichtlichen Faszination für andere Länder, blieb Tripolis die einzige Fernreise der Künstlerin.
(Petra Hammer-Maier)