1862

Bettina Rheims, ehemaliges Modell und Schülerin von Helmut Newton, ist, wie sie sich selbst bezeichnet, Feministin: Was auf den ersten Blick vielleicht schwer nachvollziehbar ist, bildet ihr Hauptmotiv doch die entblößte Frau. Anders als in Newtons Fotografien, die meist so angelegt sind als würde der Betrachter seine Modelle heimlich beobachten, präsentiert Rheims emanzipierte Frauen, die sich zwar ihre zerbrechliche Seite bewahrt haben, aber selbstbewusst und frei von Scham ihre Persönlichkeit und Sexualität zur Schau stellen. Bewusst versucht sie mit ihren Bildern das traditionelle Rollenbild zu sprengen, nicht die Nacktheit soll im Vordergrund stehen, sondern die Gefühle ihrer Modelle.

Die Hochglanz-Ästhetik ihrer bis ins kleinste Detail konstruierten Bilder erinnert an die Werbewelt und verdeutlicht, dass hier nicht die Realität sondern teils stundenlang inszenierte Szenen gezeigt werden, Geschichten, die die Künstlerin erfindet und die die Fantasien und Obsessionen der Betrachter anregen sollen, oft gespickt mit kunsthistorischen oder literarischen Anspielungen. Freiwilligkeit und das große Vertrauen, das die meist unbekannten Modelle der Fotografin entgegenbringen, spielen dabei eine wichtige Rolle.

Daneben nahm Rheims zahlreiche Auftragsarbeiten für Mode und Werbung an und portraitierte weibliche Stars sowie die französischen Präsidenten Jaques Chirac und Nicolas Sarkozy. Sie zählt heute zu den weltweit erfolgreichsten Fotografinnen.

(Ina Waldstein)