Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

17. Dezember 2020, 17:00 Uhr

1662

Peter Pongratz*

(Eisenstadt 1940)

„Soline“
2000
Acryl auf Papier auf Leinen montiert; ungerahmt
190 x 240 cm
Signiert rechts unten: Pongratz
Rückseitig bezeichnet, datiert und signiert: "Soline" Acryl auf Papier auf Leinen montiert 190 x 240 cm 2000; Peter Pongratz 2000

Provenienz

2008 direkt vom Künstler erworben;
seither Privatbesitz, Wien

Literatur

Peter Pongratz, Palais Harrach, Peter Pongratz. Alice in Madland. 2001, S. 80

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 27.720 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Peter Pongratz ist ein Künstler, der polarisiert. Vor allem wollte er intensive Kunst schaffen, dabei war es ihm egal, dass seine Bilder, die sehr stark wirken, von vielen als hässlich empfunden werden. Ihm geht es nicht darum zu gefallen, er möchte vielmehr ohne Rücksicht auf Vorgaben und Normen aus seinem Gefühl heraus malen, starke Werke schaffen, die berühren. Das Hässliche, das durchaus schöne Seiten haben kann, ist genauso Bestandteil seiner Lust an Farbe und Form wie verspielte Kritzeleien, gestisch-figurale Malerei und Abstraktion. „Es gab eine Phase in meinem Leben, da habe ich betont, dass ich keine schönen Bilder malen will. Das stimmt nicht ganz. Ich will natürlich schöne Bilder malen. Aber mein Schönheitsbegriff ist nicht unbedingt identisch mit dem, was die Leute schön finden. (…) Ich glaube, wenn es eine gute Malerei ist, ist sie auch schön. Vollkommen egal, ob das jetzt auf etwas Hässliches oder Schönes, Gutes oder Böses zurückgeht. Einer der Gründe, warum ich mich immer mit psychopathologischer Kunst identifiziert habe und mir das auch immer gefallen hat, ist, weil man da Begriffe wie Schönheit und Hässlichkeit überhaupt nicht kennt.“ (esslmuseum.wordpress.com, in: behind the scenes, Peter Pongratz im Gespräch mit Günther Oberhollenzer, 08.04.2015)

Respektlos malte er, wie ihm der Sinn stand und wandte sich dabei durchaus bewusst gegen das abstrakt Informelle und den phantastischen Realismus, die damals richtungsweisend waren. Inspiration und sein individuelles Verständnis von Kunst holte er sich von der unbeeinflussten und authentischen Malerei und Zeichnung von Kindern und Geisteskranken. Die COBRA Maler beeindruckten ihn stark, ebenso interessierte er sich für die Kunst von Urvölkern. Auch seine enge Beziehung zu Musik, Literatur und Theater floss in seine Arbeiten ein, besonders die Jazzmusik (lange Zeit spielte Pongratz als Jazz-Drummer) liebte er sehr und übernahm einige Song-Titel für seine Bilder. Anfang der 60er Jahre stand Pongratz in engem Kontakt mit der Literaturszene des Forum Stadtpark. „Er malt nicht Bilder, die es schon in ihm gibt, sondern er macht die Bilder erst beim Malen. Deswegen ist seine Arbeit ‚unwirklich’, bedingungslos egoistisch, nichtreflexiv, nichtkontemplativ, verwirrt und verworren, unmittelbar, anfang- und endlos, spontan und konzentriert, nicht so sehr Bild sondern Geschichte: seine Bilder deuten an, was in ihm vorging, während er malte.“ (Peter Handke, “Über Peter Pongratz”, in: Peter Pongratz. Soulpainting 1962-1997, Wien 1998, S. 27). Pongratz studierte an den Akademien der bildenden Künste in Wien und Berlin, 1966-70 war er Assistent von Max Weiler. Zusammen mit Wolfgang Herzig, Franz Ringel, Martha Jungwirth, Kurt Kocherscheidt und Robert Zeppel-Sperl gründete er 1968 die Gruppe „Wirklichkeiten“, die sich von der vorherrschenden Abstraktion ab- und einer neuen Gegenständlichkeit zuwandten, wobei sie sich von „primitiver“ bzw. „archaischer“ Kunst beeinflussen ließen, was zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führte. Die stets präsente Erinnerung an seine eigene Kindheit spielt eine wichtige Rolle in Pongratz' Malerei. Fantasie-Landschaften, arkadische Gärten, die er in der Realität auf der Insel Korcula in Dalmatien fand, wo er sich im Sommer zum Arbeiten aufhielt, kontrastieren mit Werken, die sich mit dem Balkan-Krieg auseinandersetzen oder auf durchaus ironische Weise gesellschaftliche Schwächen, besonders in der Kunst- und Kulturwelt kommentieren. Ergänzt sind die Malereien durch Skulpturen.
(Ina Waldstein)