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Auktion: Alte Meister

15. Dezember 2020, 15:00 Uhr

0072

Rembrandt Harmensz Van Rijn Schule

(Leiden 1606 - 1669 Amsterdam)

„Bildnis eines Philosophen“
17. Jahrhundert
Öl auf Holz
91,5 x 80,5 cm

Provenienz

deutsche Sammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

In der berühmten Universitätsstadt Leiden geboren, besuchte Rembrandt selbst die Lateinschule und war vor Beginn seiner Ausbildung zum Maler zwei Jahre in der Philosophischen Fakultät immatrikuliert. Sein Wissen und die Faszination für das Altertum sollten ihm auch später als wichtige Grundlage und Inspiration für seine Kunst dienen. Es ist beispielsweise überliefert, dass sich in Rembrandts Haus ein Gipsabguss einer antiken Homer-Büste befand, den er als Vorlage für das 1653 vom sizilianischen Edelmann Don Antonio Ruffo in Auftrag gegebene Werk „Aristoteles vor der Büste Homers“ verwendete.
Nicht nur im Historiengemälde, sondern auch in Einzelbildnissen nimmt Rembrandt immer wieder Bezug auf Personen der Geschichte, beispielsweise in der Serie von Aposteln und Evangelisten aus den 1660er Jahren. Dies geht einher mit Rembrandts Meisterschaft in der Darstellung der Physiognomie älterer Personen, in denen seine Brillanz psychologisch ausdrucksstarker Porträts besonders hervortritt. So schreibt bereits der Zeitgenosse Joachim von Sandrart in seinem 1675-79 erschienenen kunsttheoretischen Hauptwerk „Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste“ über Rembrandt: „…In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen.“

In der Anfangszeit als Studien angefertigt, haben sich Rembrandts tiefgründige Bildnisse zu einem seiner Markenzeichen entwickelt, das er auch seinen zahlreichen Schülern weitergab. Denn Rembrandt war nicht nur selbst ein herausragender Meister, sondern sein Vermächtnis liegt auch darin, dass er zeitlebens Lehrer war und es damit verstand seine Kunstprinzipien einer ganzen Künstlergeneration zu vermitteln.
Vorliegendes Gemälde zeigt einen hochbetagten Weisen in einem Armlehnstuhl. Bewegung und Ausdruck erscheinen momenthaft für die Ewigkeit festgehalten. Der Lichteinfall von rechts oben ist so gewählt, dass die Aufmerksamkeit auf das faltige Gesicht, den weißen Bart und die vom Leben gezeichneten Hände fallen. Die linke Hand ruht auf der Brust während die rechte den Knauf der Armlehne umschließt. Auch in der Kleidung tritt die offene typisch Rembrandtsche Malweise zum Vorschein. Die charakteristisch warmen Töne werden vor den dunklen Hintergrund gesetzt, während ein in den Lichtpartien leuchtendes Rot den Umhang dominiert und sich die Gelbstreifen der Armbekleidung in der strahlend gelben Kopfbedeckung wiederfinden. Durch die brillante Lichtregie in der Hell-Dunkel-Malerei wird eine effektvolle Dramatisierung des Geschehens und eine psychologisch eindringliche Darstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeit erreicht.