Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

15. Dezember 2020, 15:00 Uhr

0079

Astolfo Petrazzi zugeschrieben

(Siena 1579 - 1665 Siena)

„Amor als Sieger (Amor vincitore)“
Öl auf Leinwand
183 x 126 cm
Links unten bezeichnet: CON ALTRA FIAMMA

Provenienz

Versteigerung Hampel, München, 25. März 2015, Lot 563;
Privatsammlung, Wien

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 17.920 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes nimmt zentrale Elemente von Caravaggios berühmtem Werk „Amor als Sieger“ von 1602 auf (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin). Die Bildidee des großen Meisters erfuhr bereits kurz nach seiner Entstehung zahlreiche neue Interpretationen und Variationen durch andere Maler. Ein dem vorliegenden Gemälde stilistisch und kompositorisch besonders nahestehender "Amor vincitore" befindet sich in der Galleria Nazionale d'Arte Antica di Palazzo Barberini in Rom (Inv.Nr. 1750) und wird Astolfo Petrazzi zugeordnet. Der aus Sienna stammende Künstler arbeitete zu Beginn des 17. Jahrhunderts einige Jahre in Rom, wo er unmittelbar vom Werk Caravaggios beeinflusst wurde.

Dem jugendlichen Amor, bezeugt durch das dunkle Flügelpaar, sind Embleme u. a. der Malerei, Musik und Geometrie beigelegt: Geige und Notenheft, Pinsel und Palette, Zirkel und Winkel, Hammer und Meißel, ein Globus und weitere Gegenstände liegen verstreut zu seinen Füßen. Im Hintergrund ist eine zerstörerische Atmosphäre, einem Kriegsschauplatz gleich, zu sehen.
Bereits Caravaggios Gemälde hatte in der Vergangenheit unterschiedlichste Interpretationen erfahren. Vor allem das Verhältnis zwischen Amor und den Utensilien, die beinah unachtsam dort abgelegt sind, wurde verschiedentlich gedeutet. So soll die Liebe die weltlichen Begierden und Werte überragen und über diese triumphieren. Ein anderer Ansatz besagt, dass die zu Füßen liegenden Objekte der Künste und Wissenschaften die Werkzeuge seien, worüber Amor verfüge und mithilfe derer er siege.
Die Gottheit der irdischen Liebe auf dem vorliegenden Gemälde spielt seine Laute und bedient sich des Instruments, er schreitet nicht bzw. stellt sich nicht darüber. Ganz im Sinne Vergils ist es die Botschaft der Allmacht der Liebe: „Omnia vincit amor et nos cedamus amori“ (Eclogae 10,69) – Die Liebe besiegt alles, lasst auch uns der Liebe nachgeben. In ähnlichem Sinne mag auch die Inschrift "CON ALTRA FIAMMA" am linken Bildrand unter dem düsteren Landschaftsausblick zu interpretieren sein: Die Flamme der Liebe siegt über alles - auch über die Flamme der Zerstörung.