Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. Juni 2020, 14:00 Uhr

1275

Josef Floch*

(Wien 1894 - 1977 New York)

„Mann mit Hund II“
1928
Öl auf Leinwand
93 x 69 cm
Signiert links unten: Floch

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Thomas Yoseloff (Hg.), Joseph Floch, New York/South Brunswick/London 1968, Nr. 16 (mit Abb.);
Karl Pallauf, Josef Floch. Leben und Werk 1894-1977, Wien 2000, WV-Nr. 160, Abb. S. 168;
Karl Pallauf (Hg.)/Eberhard Kohlbacher (Hg.)/Alois Wienerroither (Hg.), Josef Floch. Wien, Paris, New York, Wien 2017, Nr. 35, Abb. S. 105

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 35.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1925 geht Josef Floch nach Paris. Hier findet er zu seiner unverwechselbaren Bildsprache, die er im Verlauf seines künstlerischen Werdegangs behalten und weiterentwickeln wird. Insofern sind die Jahre in Frankreich von wesentlicher Bedeutung für sein Schaffen. Bereits 1926 hat er eine Einzelausstellung in der renommierten Galerie Bethe Weill, die als eine der ersten auch Arbeiten von Pablo Picasso zeigte. Neben Picasso, Amedeo Modigliani, Chaim Soutine und vielen weiteren bedeutenden Künstlern kann auch Josef Floch zur einflussreichen „École de Paris“ gezählt werden und ist somit einer der auch international wichtigsten österreichischen Künstler der Zwischenkriegszeit.

Mit seinem „Mann mit Hund II“ steht Josef Floch in direkter Nachfolge von Pablo Picassos Blauer Periode, die von ebensolcher Melancholie geprägt ist, wie die Bilder des Österreichers. Der in Aktdarstellung wiedergegebene junge Mann greift in liebkosender Geste zu einem Hund, der sich, diese Aufmerksamkeit genießend, zu ihm in sitzender Position aufgerichtet hinwendet. Der Kontakt der beiden Figuren miteinander ist nur durch diese Geste gegeben, die Blicke aus den nur schemenhaft angedeuteten Augen gehen aneinander vorbei ins Leere. Wiedergabe von Stofflichkeit ist nicht von Bedeutung in den Bildern Josef Flochs. Tier und Mensch, der leuchtend rotbraune Boden, sowie der pudrige, in Blau recht neutral gehaltene Hintergrund, vor dem sich links hinten nur schemenhaft Hinweise auf eine Landschaft verorten lassen, weisen allesamt die gleiche malerische Behandlung auf. Das Hinterteil des Hundes scheint sich aufzulösen, verschmilzt wie ein Traumbild wolkenartig mit dem Bildgrund. Für dieses Spiel „mit Transparenz und Verschwommenheit der Formen“ (Serge Lemoine, Einige Überlegungen zur Kunst von Josef Floch, in: Karl Pallauf, Eberhard Kohlbacher, Alois Wienerroither (Hg.), Josef Floch. Wien. Paris. New York, Wien 2017, S. 15), das auch das weitere Werk des Künstlers prägen wird, wird hier der Grundstein gelegt. Der schakalartige Hund erinnert an die altägyptischen Darstellungen des Totengottes Anubis und steht wohl sinnbildhaft für das Schicksal, das jeden Menschen erwartet und die Endlichkeit allen Lebens. Das Tier mit den spitzen Ohren taucht in einigen Bildern Flochs des Jahres 1928 auf, oft auch paarweise und in architektonischen Settings, die an die Pittura metafisica Giorgio de Chiricos und Carlo Carràs erinnern. Der sich seinem Schicksal ergebende Mensch ist eines der zentralen Themen Josef Flochs und wird begleitet von einer unglaublichen Stille und Bewegungslosigkeit, die seine Kompositionen erfassen. „Ohne jedes Pathos hat er seine eigene Vision des Menschen und seines Platzes in der Welt geschaffen“ (s.o., S. 17).
(Sophie Cieslar)