Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. Juni 2020, 17:00 Uhr

1755

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Parndorfer Heide“
1983
Öl auf Leinwand; ungerahmt
109 x 138,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: M 83 20. VII.

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 33.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ab Mitte der 1970er Jahre findet Otto Muehl, der zuvor das Ende der Malerei propagiert hatte, den Weg zurück zur Leinwand. Er experimentiert mit unterschiedlichen Themen und Malstilen, Anlass sind zumeist in der Kommune realisierte Filmprojekte wie „Vincent“ oder „Picasso“, die der deutsche Filmemacher Theo Altenburg mit Darstellern wie Günter und Anni Brus oder Kurt Kalb am Friedrichshof dreht. So setzt sich Muehl unter anderem intensiv mit dem Expressionismus, im Speziellen mit der Malerei Vincent Van Goghs, auseinander. Dessen leuchtend bunte Farbpalette gepaart mit einer heftig-gestischen Malweise fließt in eine nach dem großen Franzosen benannte Serie sowie in eine Werkfolge mit Landschaften der Parndorfer Heide ein. Wichtig ist ihm dabei der leidenschaftliche Zugang zur Kunst, die der Freilegung einer Gefühlswelt dienen soll, und das Freisetzen einer beeindruckenden Farbgewalt, die in einer unglaublichen Buntheit, in regelrechten Farborgien ihren Niederschlag findet. Generell sieht man hier „die Handschrift eines Künstlers, der bei der Wahl der gestischen Möglichkeiten und des Materials mit der Souveränität und Sicherheit jener ästhetischen Freiheit vorgeht, die auch von ihm selbst in den formalen Revolutionen der 1960er Jahre erkämpft wurde“ (Hubert Klocker, Zu den Arbeiten von Otto Muehl in der Sammlung Leopold, in: Ausstellungskatalog, Otto Muehl. Sammlung Leopold, Leopold Museum, Wien 2010, S. 31).

1983 ist der Höhepunkt der Kommune am Friedrichshof, der inmitten der Parndorfer Heide liegt, erreicht. Die Bewegung ist inklusive der etwa 25 internationalen Ableger auf 600 Mitglieder angewachsen. Der Friedrichshof, ursprünglich das heruntergekommene Wirtschaftsgebäude eines großen Gutshofes, wird um neue Wohnräume, Speisesäle, Versammlungsräume, Stallungen und Gästehäuser erweitert. Die Heide, am Nordwestrand der Parndorfer Platte zwischen den Ausläufern des Leithagebirges und dem Neusiedlersee gelegen, ist der Rest einer einst großflächigen Hutweide. Auf dem eher flachen Weide- und Nutzland wachsen neben den Feldern vorwiegend wildes Gebüsch und Rubinien mit graubrauner, heller Rinde. Diese Bäume dürfte Otto Muehl auch links im Bild festgehalten haben. Sie heben sich mit den sattgrünen Blättern, die mit rasch hingeworfenen, groben Pinselstrichen gemalt sind, vom Gelb der Felder daneben ab, in das grellrote, blaue, türkise und lachsfarbene Farbbalken hineinwandern und ein mosaikartiges Muster ergeben. Am Horizont sieht man mehrere Gebäude mit roten Dächern, vermutlich den Friedrichshof. Die Spannung zwischen Flächigkeit, Flächenmuster und durch die Landschaftsdarstellung suggeriertem Raum, also zwischen Abstraktion der Malweise und dargestelltem Gegenstand ist das, was den Reiz dieses Bildes ausmacht.

„…. das bild ist eine harmonie parallel zur natur. es bringt vorder- und hintergrund auf die gleiche ebene durch warm- und kalt-kontraste. der raum wird als fläche dargestellt. die impressionistischen kleinen striche und farbpunkte werden durch elementarisierung überwunden. die perspektive wird aufgehoben.“ (Otto Muehl, Aktionismus und Kunst, 2004, in: Otto Muehl. Leben. Kunst. Werk. Aktion. Utopie. Malerei 1960-2004. Ausstellungskatalog, MAK, Wien 2004, S. 17)
(Sophie Cieslar)