Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

24. Juni 2020, 14:00 Uhr

0739

Augustin Henckel Werkstatt

(Konstanz um 1477 - um 1550 Schaffhausen)

„Heiligenfigur“
Südwestdeutschland, 16. Jahrhundert
Lindenholz, geschnitzt; rückseitig gehöhlt; Reste alter Fassung; Altersspuren, 1 Finger fehlt
H. 162 cm

Provenienz

ehemals Besitz Reinhold Hofstätter

Schätzpreis: € 4.000 - 6.000
Auktion ist beendet.

Der um 1477 in Konstanz geborene Bildhauer Augustin Henckel erhielt seine Ausbildung bei seinem Onkel Heinrich Iselin in Konstanz. Im Jahr 1502 wurde er erstmals als Bürger in Schaffhausen erwähnt, wo er sich in der Folgezeit zu einem vielbeschäftigten und bedeutenden Bildhauer des Spätmittelalters mit einem rasch wachsenden Werkstattbetrieb entwickelte. Er wirkte vor allem in der Ost- und Innerschweiz, in Graubünden, Südbaden und in Tirol. Zu seinen Hauptwerken zählen der Hochaltar der Kirche in Stierva (1504), das Chorgestühl des Klosters Katharinenthal bei Diessenhofen (um 1510), der Choraltar im Oberen Münster des Klosters Einsiedeln (1514-16, mit Hans Egenmüller), der Annenaltar von Unterschächen (1521) sowie die Mitarbeit am Grabmal Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche Innsbruck (ab 1511).
Die künstlerische Entwicklung Augustin Henckels basiert auf dem Werk seines Onkels und Lehrmeisters Heinrich Iselin. Sein Frühwerk wird dominiert von scharf gezeichneten, großzügigen Faltenkompositionen und dem Willen zu tiefenräumlicher Gestaltung. Im Laufe seiner Schaffenszeit entwickelt er eine reliefhaftere Kompositionsweise mit zunehmend kleinteiligen Faltenstrukturen. Im seinem Spätwerk finden sich hingegen extrem schlanke Proportionen, expressiv modellierte Körperformen sowie dichtes Faltenwerk. Die Frauenbilder Augustin Henckels - wie unsere Heiligenfigur - zeigen über seine gesamte Schaffenszeit hinweg einen unverwechselbaren Gesichtstypus, als dessen wichtigste Merkmale die großflächigen, glatten Wangen und die mandelförmigen Augen mit extrem tief hängenden Unterliedern zu nennen sind. (vgl. Albrecht Miller: Henckel, Augustin (2018), in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz)