Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Juni 2020, 15:00 Uhr

0072

Franz Christoph Janneck

(Graz 1703 - 1761 Wien)

„Das Bankett“
1740er Jahre
Öl auf Holz
40 x 57,5 cm

Provenienz

William Doyle Galleries, New York, 4. April 1979, Nr. 149;
Dorotheum, Wien, 13. November 1979, Lot 73;
Privatbesitz, Österreich

Literatur

Christina Pucher, Franz Christoph Janneck. 1703-1761, Graz 1996 , S. 205, WV-Nr. 124 (SW-Abb.), Text S. 127ff.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

In Graz geboren und ausgebildet an der Wiener Akademie gilt Franz Christoph Janneck als einer der bedeutendsten österreichischen Vertreter der Feinmalerei im 18. Jahrhundert. Seine Meisterschaft zeigt sich besonders in der exzellenten Beherrschung der künstlerischen Techniken, welche auch die zumeist hervorragende Erhaltung seiner Gemälde bis heute dokumentiert. Seine Werke, ob auf Kupfer oder Holz als Malgrund, zeichnen sich durch das leuchtende Kolorit und eine durch feinste Abstufungen und Changements geschaffene emailleähnliche Oberfläche aus. Dr. Christina Pucher hebt die Qualität des vorliegenden Gemäldes innerhalb des Oeuvres Jannecks zudem besonders hervor. Sie datiert es aufgrund stilistischer Figurenmerkmale in die 1740er Jahre und vergleicht es beispielsweise mit „Die Trick-Track-Spieler“ im Joanneum, Graz (Pucher 1996, WVZ-Nr. 85).
Im Gesamtoeuvre Jannecks nehmen Gesellschaftsdarstellungen einen breiten Raum ein. Er illustriert für seine vorwiegend adligen Auftraggeber die Lebensfreude seiner Zeit. In vorliegendem Gemälde wurde eine von eleganten Figuren umrundete Tafel schräg in einen lichtdurchfluteten Saal gestellt. An der Stirnseite erweist ein Kavalier in blauem Gewand der ihm gegenübersitzenden Dame seine Reverenz. „Häufig findet sich eine Trias der Primärfarben in den Hauptfiguren. So auch in diesem Bild, wenn auch die Farben nicht reinbunt auftreten. Die Dame trägt ein karminrotes Kleid, das vorne aufspringt und eine gelbe Stoffbahn sichtbar macht. Durch kräftiges Aufhellen der Buntwerte gelingt es Janneck, den Charakter der Taft- und Brokatgewebe zu veranschaulichen“ (Pucher S. 127). Die Szenerie ist in prunkvoller Architektur situiert. Das Raumgefühl wird durch Ausblicke ins Freie bzw. andere Räume erweitert und an der Rückseite des Saales, von einem Pfeiler überschnitten, hängt ein Gemälde bacchantischen Inhalts. „Die Architekturkulisse mit dem herabhängenden, oft rotbraunen Vorhang gehört ebenso zur Standardausstattung Janneckscher Gesellschaftsszenen, wie der Lichteinfall von links oben. Mit zunehmender Raumtiefe nimmt die Buntheit von Jannecks Kolorit ab. Aufgehellte und vergraute Farbwerte bilden den Hintergrund“ (Pucher S. 128).
Das Gemälde, wie auch sein ehemaliges Pendant (Pucher WVZ-Nr. 125), zeigen die intensive Auseinandersetzung Jannecks mit der Niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Er übernimmt dabei Anregungen, beispielsweise von Dirck Hals (1591-1656), und tradiert diese in seine eigene Technik, angepasst an die gesellschaftlichen Ideale seines Zeitgeistes.