Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Juni 2020, 15:00 Uhr

0010

„Anbetung der Könige“
um 1520
Öl auf Holz, parkettiert
67,5 x 56 cm

Provenienz

1925 in der Wiener Kunsthandlung Franz Malota erworben;
seither in österreichischem Privatbesitz

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Meistbot: € 55.000
Auktion ist beendet.

Die „Anbetung der Könige“ ist seit dem 15. Jahrhundert eines der beliebtesten Bildthemen. Denn sie erlaubte dem Künstler bei der Darstellung eines religiösen Sujets gleichzeitig auch allen weltlichen Glanz und Prunk in der Präsentation der Könige abzubilden. So auch in vorliegendem Gemälde, in dem den Gewändern der Könige mit ihren verschiedensten Mustern und Stofflichkeiten besonderes Augenmerk geschenkt wurde; beispielsweise im Goldbrokat des linken Königs oder dem feinen Nerz des knienden Königs. Die Handwerkskunst der wertvollen Geschenkgefäße aus Gold, Edelsteinen und Perlen wird vom Künstler in feinsten Pinselstrichen und diffizilen Lichthöhungen wiedergegeben.
Ebenso wurde der Betleheminische Stall in eine prächtige Antikenarchitektur mit Ornamenten verlegt. Die sich in den Bögen öffnenden Ausblicke gestatten dem Künstler zusätzlich die profane Welt in einer zeittypischen Landschaft, belebt durch Häuser und eine Vielzahl von Figuren, darzustellen. Traditionell werden im Hintergrund die Vorgeschehnisse des Hauptsujets erzählt; so ist beispielsweise im rechten Bildfenster die Beladung der Kamele mit ihrer kostbaren Fracht bei der Abreise der Könige dargestellt.

Das Bildthema der „Anbetung der Könige“ wurde bevorzugt für Hausaltäre verwendet und die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist in mehreren Fassungen bekannt. Während der Kunsthistoriker Max Friedländer Anfang des 20. Jahrhunderts den „Meister der von Grooteschen-Anbetung“ (tätig um 1500-1520) quasi als Erfinder der Komposition identifizierte, kommt heute auch der Antwerpener Künstler Jan de Beer (um 1475-1528) als geistiger Urheber in Betracht. Denn der „Meister der von Grooteschen-Anbetung“ bediente sich beispielsweise auch in seiner im Städel Frankfurt befindlichen „Königsanbetung“ einem Vorbild Jan de Beers, heute in der Mailänder, Brera (zu den verschiedenen Vorbildern siehe: Jochen Sander/ Peter van den Brink: Kabinettstücke. Gold Weihrauch und Myrrhe. Die "von Grootesche Anbetung der Heiligen Drei Könige" - ein wiederentdecktes Meisterwerk der Renaissance in Antwerpen. Frankfurt a.M., 2001, S. 29-43).
Ein Triptychon mit verwandter Mitteltafel befindet sich in der Pinakothek München bzw. ebenfalls eine Einzeltafel in der John G. Johnson Collection in Philadelphia. Die Kunsthalle Karlsruhe besitzt zudem eine „Anbetung der Könige“ dieser Werkgruppe, welche 1519 datiert ist.