Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

23. Juni 2020, 15:00 Uhr

0051

Giovanni Antonio Canal Umkreis

(Venedig 1697 - 1768 Venedig)

„Der Canal Grande mit Rialtobrücke von Süden her gesehen“
Öl auf Leinwand
60,8 x 81,4 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 28.000
Auktion ist beendet.

Das Gemälde zeigt eine der berühmtesten Ansichten Venedigs – den Canal Grande mit der Rialtobrücke. Von Süden her blickt der Betrachter entlang der sich nach links im Hintergrund biegenden Wasserstaße. In der rechten unteren Bildecke mündet der Rio di San Salvador unter einer kleinen Brücke in den Canal Grande. Dahinter befinden sich am rechten Ufer der Palazzo Dolfin-Manin (heute Sitz der Banca d’Italia) und das Fondamenta del Ferro. Zwischen den Hausdächern ragt die Spitze der Kirche San Bartolomeo di Rialto hervor. Gegenüber, entlang des linken Ufers, erstreckt sich das Fondamento del Vin. Kurz vor der Kanalbiegung verbindet die imposante Rialtobrücke die Uferseiten, wobei dahinter noch eine Ecke des Palazzo dei Camerlenghi und mittig die Fondazione dei Tedeschi zu erkennen ist.
Seit Jahrhunderten bildet die Rialtobrücke einen der wichtigsten zu Fuß begehbaren Verkehrswege der Stadt. Sie verbindet die beiden Stadtteile San Marco und San Paolo, wobei sich in San Paolo das Handelszentrum „Rialto“ befand, das der Brücke ihren Namen verlieh. Nach einigen Vorgängerbauten erhielt die nur aus einem Bogen bestehende Brücke ihr heutiges Erscheinungsbild bereits im 16. Jahrhundert. Sie wurde nach Entwürfen von Antonio da Ponte neu errichtet und im Jahre 1591 fertiggestellt.

Die Rialtobrücke war also bereits im 18. Jahrhundert eine der großen Sehenswürdigkeiten Venedigs. Antonio Canal, genannt Canaletto, schuf mehrere Ansichten des Canal Grande von Süden und gilt daher als Entwerfer des Prototyps dieser Komposition, welche auch Antonio Visentini in seinem Stichband berühmter Venedig-Ansichten im Jahre 1742 veröffentlichte. Vorliegende Komposition zeigt die größte Überstimmung mit einem signierten und 1744 datierten Werk Canalettos, weicht jedoch in Details sowohl von Visentinis Stich als auch Canalettos Ölgemälde ab (vgl. W.G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio Canal. 1697-1768, Volume I-II, Oxford 1962 , S. 278, Nr. 228, Tafel 47, Abb. 228).
Sowohl aus Canalettos Werkstatt, als auch von dessen Neffen Bernardo Bellotto (1722-1780), sowie von jeweils deren Schülern und Nachfolgern sind zahlreiche Versionen der Komposition bekannt. Sie war schon im 18. Jahrhundert bei den Venedig-Reisenden aus aller Welt als Erinnerungsstück für zu Hause hochbegehrt (vgl. Stefan Kozakiewicz, Bernardo Bellotto genannt Canaletto. Leben und Werk, Band I, Recklinghausen 1972, S. 18 (C 16), Abb. Band II., S. 215).